Trotz
aller Bürokratie die mir hier augenblicklich wieder in Form von
Semesterbeiträgen, Überstundenabrechnungen, Steuererklärungen, Gewerbeämtern, Bahnkarten
und Haftpflichtversicherungen entgegen geschlagen ist und wieder eine gewissen
Ordnung in den Alltag gebracht hat, die man mechanisch abarbeitet, habe ich
mich die letzten Wochen eher haltlos gefühlt. Die Befürchtung, dass ein
stetiges Fernweh jetzt über einem schwebt wie ein Damoklesschwert wurde
geäußert und die Situation als ernst eingeschätzt. Es gäbe wohl Bedenken, wenn
man es nicht mehr zu schätzen weiß, dass Strom da ist, wenn man ihn zum kochen
braucht. Oder das das Fahrrad noch vor der Tür steht, wenn man nach Hause
radeln will. Oder das man beim Baden im Stadtsee keine Sorgen haben muss von
einem Wal erschlagen oder einem Hai gefressen zu werden. Mag sein. Mag sein,
dass der medizinische Rat, erstmal eine nächste Reise zu planen und bei Bedarf
auch zu buchen, zunächst für Linderung gesorgt hat. Mag aber auch sein, dass ich
mich beim Umsetzen längst gesponnener Bildideen in den heimischen Wäldern und Gewässern
daran erinnere, dass es einen Grund dafür gibt, dass die besten Märchen hier ihren
Ursprung haben. Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt und gerade zu diesen
für mich notwendigen Bildern gefragt wurde, ob ich die Geschichte dazu erzählen
kann. Sicher, gerne sogar. Ich lade euch ein, sie
HIER
zu lesen oder eben hier:
Bei
Germanys Next Topmodel gab es mal ein Shooting mit buntem Mehl. Darf man laut
sagen, dass man das gesehen hat und die Idee irgendwie faszinierend fand?
Wahrscheinlich nicht. Jedenfalls nicht, seit man es zigmal gesehen hat. Immer
wieder schöne und halb nackte Studiomenschen, denen das Mehl auf den Rücken
geklatscht wird, damit Rock/Kleid/Hose/Gesicht/Haare noch gut zu sehen sind.
Und damit der für mich einhergehende Eindruck - hier durfte man keinen Spaß
haben. Ich bin aber ein Spielkind. Und ich wollte mit Mehl spielen. Umso mehr,
umso besser. Umso weniger Mensch erkennbar ist, umso besser. Je mehr etwas
anderes, ein Wesen, ein Nebel oder was auch immer darin gesehen werden kann, um
so besser. Damit stand die Idee. Mehr nicht. Und seit dem hab ich sie mit mir
rumgetragen. Genauso wie das Mehl, das bei Ausflügen mit der Chance auf eine
gute Location immer dabei war. So auch am letzten Wochenende, als das Kilo Mehl
im Körbchen meines Rades mit mir eine Radtour unternommen hat. Nach gut 30
Kilometern auswärts bin ich durch ein Stückchen Wald gekommen. Gut 20 Meter
abseits des Radweges habe ich eine Gruppe abgestorbener Nadelbäume gesehen und
wusste: hier oder nirgends. Alles im Wald lag im Dunkeln, nur ein kleiner Raum
von vielleicht fünf mal fünf Metern hat das um diese Zeit noch sehr harte
Sonnenlicht durchgelassen und auf dem ausgetrockneten Waldboden einen Lichtpfad
hinterlassen. Einen Lichtpfad, der, würde ich ihm folgen, ganz sicher beim Haus
der alten Babajaga enden würde. Klingt albern, aber da ich hier an die Märchen
erinnert wurde, die ich früher vorgelesen bekommen habe, wollte ich auch hier
eine kleine Geschichte entstehen lassen, die so lange in meinem Kopf rumliegen
musste. Sah auch albern aus. Das entnehme ich im Nachhinein jedenfalls den Radfahren
die mit offenen Mündern am Radweg stehen geblieben sind und mir zugeschaut
haben, wie ich im rentnerbeigen Kleid, mit einem halben Kilo Mehl auf dem Kopf und
dem Selbstauslöser in der Hand durch den Wald getanzt, gelaufen, gehüpft und
gedreht bin. Da die Kamera fast auf Bodenhöhe stand, hat man sie wohl nicht
gesehen.
Für
mehr Drama im Bild hat die kurze Belichtung gesorgt. Bei einem Blendenwert von
2.8 hat es ein paar Versuche bedurft, eh die Schärfe gesessen hat. Aber wem
erzähl ich das. So jedenfalls konnte dieses Bild entstehen, bei dem ich mir
wünsche, dass es beim Betrachter Erinnerungen, Assoziationen oder Erzählungen
hervorruft.
Der
Titel ist geliehen von Roman Hocke
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