08 Januar 2014
07 Januar 2014
Scherbenpark
Meine
Hand steckt im Klo. Dabei handelt es sich um keine Bildsprache. Sondern um
Realität. Knallharte, eiskalte, ekelhafte Realität. Da mein Schlüssel in einem
Anfall selbstmörderischer Abenteuerlust in den Spülungsstrudel gesprungen ist,
musste meine Hand hinterher. Ich weiß nicht, wie ich sonst dem Hausmeister den
Verlust meines Büroschlüssels erklärt hätte. „Verzeihung, aber ich habe leider
meinen Schlüssel verloren.“ „Na dann hoffe ich, dass Sie eine gute Versicherung
haben, da wir jetzt alle Schlösser austauschen müssen.“ „Nee Meister, kein
Problem. Ich weiß wo der Schlüssel abgeblieben ist. Solange da keiner in der
Klärgrube nach versunkenen Schätzen sucht sind wir auf der sicheren Seite.“ Klingt
unglaubwürdig. Befremdlich. Total bescheuert. Und doch, so passend zum heutigen
Tag des Tomatenmarks an der weißen Tapete. Die enthusiastischen Produktdesigner
die diese bezaubernden Quetschverpackungen gestaltet haben, in denen immer ein
halbe Packung Rest verbleibt, wenn man nicht mit aller Gewalt dran rum werkelt,
können demnächst mal zu mir kommen und eine Tomatenmarkanalsye an meiner Wand
vornehmen und dabei rausfinden in welchem Winkel ich mit meiner Gabel
artistische Kunsttücke an der Tube vollbracht habe und ob es sich dabei eher um
eine Beziehungstat oder eine Kochattacke im Affekt gehandelt hat. Überleg ich
mir, während sich mein Ärmel mit Abwasser vollsaugt und meine Nägel langsam
weich werden, beim Versuch den Schlüssel am Schlüsselring aus der Suppe zu
ziehen. Hätte ich mir die Nägel mal einen Tag später geschnitten, auch wenn ich
dann, dank eines Kurkumaunfalles, einen Tag länger wie die Frau vom Marlboromann
rumgelaufen wäre. Dann wären sie mir aber vielleicht auch noch beim Versuch den
kaputten Computer aufzuschrauben und seine Miniminiminischrauben rauszufriemeln
von Nützen gewesen. Aber alles Bedauern nützt nichts. Ist sowieso schon beschäftigt
und verbringt seine Zeit mit der verflossenen Festplatte voller ungesicherter
Schätze und der dahin geschiedenen DVB-T-Antenne, die heute zumindest noch
etwas Trost hätte spenden können. Da will ich jetzt nicht noch mit meinen
Nägeln kommen. Wie sähe das denn aus. Außerdem habe ich noch eine Mandarine,
die auf meinem Tisch wartet und wegen der mich meine Kollegen haben sitzen
lassen. Immerhin reiche die ja aus für ein festliches Mittagsmahl. Recht haben
sie, denke ich trotzig, und verschwende sämtliche Papierhandtücher damit,
meinen schließlich doch noch geangelten Schlüssel trocken zu rubbeln und meinen
Ärmel darin einzuwickeln, in der Hoffnung, dass es niemand merkt, dass ich trottelig
genug war, meinen Schlüssel hier zu versenken.
Der
Titel ist gemopst bei Alina Bronsky
01 Januar 2014
A dirty job
Nur
um später einmal jammern zu können, habe ich dieses Mal meinen Silvesterabend
und mein Neujahr im Büro verbracht. Ich meine, das klingt ja noch drastischer
als die Geschichten die man sonst von sonntäglichen Strapazen hört, die man zu
Hause vorm PC verbringt anstatt draußen mit den anderen Kindern spielen zu
gehen. Und genau dafür macht man es doch. Nicht für die zwei Buchstaben, die
man sich an den Briefkasten schreiben kann. Auch wenn das natürlich dennoch
jeder macht. Nein, eigentlich tut man es für die Geschichten des eigenen Leidensweges,
den man bis dahin bestritten hat. Für Geschichten die stets anfangen mit „Du
hast es gut, aber ich…“ und enden mit „aber es hat sich ja gelohnt“. Tja, und
da ich meine Sonntage eigentlich lieber mit explodierender Watte auf dem Kopf, verschwommenen
Seejungfrauen, Flugübungen, Wassertreten oder halb angebissenem Käsekuchen verbringe,
musste ich mir ja auch mal eine Geschichte zulegen. Wenigstens eine. Klar,
Zeugen gibt’s dafür nicht. Aber die haben die anderen Kellerkinder ja auch
nicht. Dafür gabs ein mächtig gutes Gewissen, eine Kaffeemaschine nur für mich,
geplünderte Schokovorräte, die befriedigte Neugier beim Blick in die Jungstoilette,
einen Mordsgaudi beim um-die-Wette-auf-dem-Bürostuhl-durch-den-Gang-fahren mit
der Langeweile sowie einen Abgang mit Pauken und Trompeten als beim Verlassen
dann der Alarm aktiviert wurde und das Securityteam antanzen musste. Was haben
die sich gefreut. Guter Vorsatz fürs neue Jahr: Manche Dinge einfach mal
gelassener sehen. Und so bin ich, begleitet von einem Heer von hundert
Kranichen, die ihren Weg unerwartet aber wohl willkommen über die Feiertage zu
mir gefunden haben, gestartet.
Der
Titel ist gemopst bei Christopher Moore