Meine
Hand steckt im Klo. Dabei handelt es sich um keine Bildsprache. Sondern um
Realität. Knallharte, eiskalte, ekelhafte Realität. Da mein Schlüssel in einem
Anfall selbstmörderischer Abenteuerlust in den Spülungsstrudel gesprungen ist,
musste meine Hand hinterher. Ich weiß nicht, wie ich sonst dem Hausmeister den
Verlust meines Büroschlüssels erklärt hätte. „Verzeihung, aber ich habe leider
meinen Schlüssel verloren.“ „Na dann hoffe ich, dass Sie eine gute Versicherung
haben, da wir jetzt alle Schlösser austauschen müssen.“ „Nee Meister, kein
Problem. Ich weiß wo der Schlüssel abgeblieben ist. Solange da keiner in der
Klärgrube nach versunkenen Schätzen sucht sind wir auf der sicheren Seite.“ Klingt
unglaubwürdig. Befremdlich. Total bescheuert. Und doch, so passend zum heutigen
Tag des Tomatenmarks an der weißen Tapete. Die enthusiastischen Produktdesigner
die diese bezaubernden Quetschverpackungen gestaltet haben, in denen immer ein
halbe Packung Rest verbleibt, wenn man nicht mit aller Gewalt dran rum werkelt,
können demnächst mal zu mir kommen und eine Tomatenmarkanalsye an meiner Wand
vornehmen und dabei rausfinden in welchem Winkel ich mit meiner Gabel
artistische Kunsttücke an der Tube vollbracht habe und ob es sich dabei eher um
eine Beziehungstat oder eine Kochattacke im Affekt gehandelt hat. Überleg ich
mir, während sich mein Ärmel mit Abwasser vollsaugt und meine Nägel langsam
weich werden, beim Versuch den Schlüssel am Schlüsselring aus der Suppe zu
ziehen. Hätte ich mir die Nägel mal einen Tag später geschnitten, auch wenn ich
dann, dank eines Kurkumaunfalles, einen Tag länger wie die Frau vom Marlboromann
rumgelaufen wäre. Dann wären sie mir aber vielleicht auch noch beim Versuch den
kaputten Computer aufzuschrauben und seine Miniminiminischrauben rauszufriemeln
von Nützen gewesen. Aber alles Bedauern nützt nichts. Ist sowieso schon beschäftigt
und verbringt seine Zeit mit der verflossenen Festplatte voller ungesicherter
Schätze und der dahin geschiedenen DVB-T-Antenne, die heute zumindest noch
etwas Trost hätte spenden können. Da will ich jetzt nicht noch mit meinen
Nägeln kommen. Wie sähe das denn aus. Außerdem habe ich noch eine Mandarine,
die auf meinem Tisch wartet und wegen der mich meine Kollegen haben sitzen
lassen. Immerhin reiche die ja aus für ein festliches Mittagsmahl. Recht haben
sie, denke ich trotzig, und verschwende sämtliche Papierhandtücher damit,
meinen schließlich doch noch geangelten Schlüssel trocken zu rubbeln und meinen
Ärmel darin einzuwickeln, in der Hoffnung, dass es niemand merkt, dass ich trottelig
genug war, meinen Schlüssel hier zu versenken.
Der
Titel ist gemopst bei Alina Bronsky
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