Search

Pages

17 Juli 2012

Darum

Mir ist so langweilig, deswegen erzähl ich jetzt was. Egal ob es von Interesse ist oder nicht. Aber ich fand das schon dreist. Ich war nämlich letztens bei der Post. Ich wollte was verschicken. Und das Gespräch lief so:

Ich möchte gern was verschicken, sag ich und reiche mein sorgsam eingepacktes und verklebtes Papppäckchen über die Theke. Das geht nicht, sagt sie. Wieso, will ich wissen. Das Paket ist zu klein. Wie zu klein. Na zu klein eben, sowas nehmen wir nicht an. Sie diskriminieren Pakete wegen ihrer Größe? Ist das nicht ein bisschen rassistisch? Haha, sehr lustig. Das Paket nehm ich deswegen trotzdem nicht an. Aber warum denn, ich hab das gleiche Paket doch erst letzte Woche bekommen. Kann nicht sein. Kann wohl sein, hier unten ist sogar noch der Aufkleber von euch drauf. Guck. (Sie guckt.) Das heißt gar nichts, das Paket nehm ich trotzdem nicht an. Aber das müssen sie mir erklären, warum das einmal geht und ein anderes Mal nicht. Muss ich nicht, das Paket ist zu klein, ich nehms nicht an, basta. Das heißt jetzt? Das heißt jetzt dass Sie nach Hause gehen und ihr klitzekleines Päckchen in ein ordentliches Paket packen, das mindestens 11 cm mal 15 cm groß ist. Hmpf. Gut, ich geh nach Hause und pack das klitzekleine Päckchen erstmal nicht um. Ich versuch erstmal die nächsten drei Tage erneut mein Glück. Dummerweise sitzt jeden Tag wieder “Sie“ am Schalter und das Gespräch findet dreimal hintereinander erneut statt. Bis heute weiß ich nicht, warum andere Menschen kleine Päckchen verschicken dürfen, ich aber nicht. Es muss an der Strumpfhose liegen. Was weiß ich. Letztlich geh ich doch nach Hause und packe mein Päckchen in ein Paket. Ein richtig schöne großes, das viel verspricht aber letztlich eine ganze Samstagzeitung zum „Stopfen“ verputzt hat. Erneut wage ich mein Glück und renne mit meinem Paket stolz zur Post. Jetzt hab ich ja alles richtig gemacht. Das Gespräch hingegen verläuft so:
Ich möchte gern was wegschicken. Päckchen oder Paket? (Hä?) Ähm, na was günstiger ist. Dann Päckchen (wird grummelig gemurmelt). Okay und das kostet? 4,20. Aha, na … äh … Moment … (ich krame wie wild in meiner Handtasche rum).. ah ..jetzt (ich hole selbstbewusst einen Briefumschlag mit meiner Briefmarkensammlung heraus).. ich bezahl dann mit Marken. Aha, mit Marken. Prima, jetzt hab ich das Geld aber schon eingebongt. Ja, aber ich hab doch extra die Marken mitgebracht. Dann verwenden Sie die eben für ihr nächstes Päckchen. Aber meine Marken… (Die Dame wird wütend) Hach, na gut, dann bezahlen Sie eben mit ihren Marken. (Sie bongt zurück) Ich sag ihnen aber gleich (sagt Sie), hier gehen in letzter Zeit immer mal Päckchen verloren (Sollte man das so laut sagen?) und ich versteh nicht, warum alle nur das Päckchen bezahlen. Als Paket, da wärs wenigstens versichert. Also wirklich, wenn das verloren geht, da hamse überhaupt nüscht von… Ich verstehs nicht. (Gut, denk ich mir, tuste ihr den Gefallen) Na gut, sie ham ja recht. Dan nehm ich halt doch das Paket. Was macht das dann? Das Kost zwei Euro mehr. Gut, dann kleben wir eben zwei Euro mehr in Briefmarken drauf. Nee nee nee, junge Frau, bei nem Paket, da könnense nur mit Geld bezahlen. Nicht mit Briefmarken, das geht da nicht. Und das geht das nicht weil? Das ist eben so, wir machen das nicht. Wieso? Darum! Weil das nicht geht. Aha, kompetente Antwort. (Ich krame meinen Geldbeutel raus) Tja, das ist jetzt dumm, aber ich hab nur fünf Euro in der Tasche. Das kann ich dann wohl nicht bezahlen. Können wir dann doch wieder Päckchen für 4,20 machen? Was? Nochmal wechseln, also Sie müssen sich schon entscheiden was Sie wollen. Nicht so ein Hick Hack. Nein, ich bong jetzt nicht nochmal zurück. Außerdem hab ich den Paketaufkleber schon drauf geklebt. Sehense? (Sie zeigt mir stolz ihren Paketaufkleber). Ja, aber gilt der nicht auch für Päckchen? Ich hab jetzt aber schon Paket eingebongt. Entschuldigung, aber so kommen wir nicht weiter. Ich hab nur 5 Euro mit, dafür aber Massen an Briefmarken und möchte das Paket/Päckchen jetzt hier und heute verschicken. Ja, das geht aber nicht. Ich werde das Paket jedenfalls nicht verschicken. Das wird jetzt schön hier neben mir liegen bleiben, bis Sie das bezahlt haben. Ist das jetzt ihr Ernst? Natürlich ist das mein Ernst, ich schicke doch kein Paket ab, was nicht bezahlt ist. Um das an dieser Stelle abzubrechen, ich bin dann nach Hause geradelt, hab Geld geholt und das Paket bezahlt. Dreist fand ich das aber schon. Aber noch nicht ganz so dreist, wie das, was ich drei Tage später bei der Deutschen Bahn erlebt habe. Und das war so):

Ich habe ein Ticket gebucht. Da ich in den Genuss gekommen bin wieder ein Semesterticket zu haben, brauchte ich die Buchung nur für die letzte halbe Strecke nach Hause. Den Rest habe ich, so sehe ich es jedenfalls, mit meinem Semesterbeitrag von 340 € bezahlt. Um nach Hause zu kommen muss ich in der Regel drei Mal umsteigen. Zurzeit aber fünf Mal, da auf der Strecke gebaut wird und Züge willkürlich ausfallen. Den ersten Anschlusszug verpasse ich. Warum? Mein ankommender Zug und mein abfahrender Zug stehen heute „außerplanmäßig“ auf demselben Gleis. Misslich daran ist, dass mein Anschlusszug vor dem Zug da ist, in dem ich noch drin sitze. Also höre ich nur die Durchsage: “Sehr geehrte Fahrgäste, das das Gleis belegt ist, müssen wir vor dem Bahnhof warten, bis der Anschlusszug das Gleis verlassen hat“. Aha, das ist ja toll. Der Zug ist also weg, ich stehe am Bahnhof und muss lesen, dass der nächste in einer Stunde fährt. Und ich muss registrieren, dass ich ein zuggebundenes Ticket habe und mit dem Zug in einer Stunde gar nicht fahren darf. Das jedenfalls brüllt mir die Tante am Informationsschalter ins Gesicht, denn es sei ja meine eigene Schuld, wenn ich eine Umsteigezeit von weniger als acht Minuten einplane. Das ginge an diesem Bahnhof nämlich nicht. An anderen schon, hier aber nicht. Wenn ich demnächst also nichts zu tun habe, lerne ich auswendig, an welchen Bahnhöfen ich wie viel Umsteigezeit einplanen darf, um dann nicht die Dumme zu sein. Ich wandere von der Information zum Servicecenter, in der Hoffnung dort auf bessere Nachrichten zu stoßen. Hier darf ich erst mal wie im Amt eine Nummer ziehen und es sind nur 17 Leute vor mir dran. Das Warten kostet mich 40 Minuten Zeit. 20 Minuten noch, dann fährt der nächste Zug. Toll so am Bahnhof, wo es die Leute nur in den seltensten Fällen mal eilig haben. Aber gut, jetzt bin ich ja dran und der Herr am Schalter lächelt schon so freundlich. Kein Wunder, er hatte ja gerade Mittagspause, hat sein Brot bequem am Schalter vertilgt und den vielen gestressten Leuten in aller Ruhe zugeguckt. Ich versuch dennoch mein Glück: Ich würde gern mein Ticket umtauschen. Aha, sie wollen also ihr Ticket umtauschen. Ja das wär großartig. Hier das Ticket meine ich (ich zeig es ihm). Gerade eben (eine Untertreibung) habe ich nämlich meinen Zug verpasst. Hm (sagt er), das ist schlecht. Was ist schlecht? Na ihr Ticket, Sie haben erst ab hier gebucht. Das Sie den Zug verpasst haben ist quasi ihre eigene Schuld. Was, wieso denn? Was kann ich denn dafür, dass der Anschlusszug weg ist? Na dafür können Sie natürlich nichts, aber eben dafür dass Sie erst ab hier gebucht haben. Das hätten Sie nicht machen dürfen. Was? Ich bin doch die Strecke vorher nicht schwarzgefahren. Ich hab das doch bezahlt. Ja, aber leider ist der konkrete Vertrag erst ab hier geschlossen. (Erzählt der mir hier jetzt was von einem konkreten Vertrag? Soll ich dem mal was von 7.000 Bahn Bonuspunkten auf meinem Konto und von betriebswirtschaftlicher Kundenbindung erzählen?). Das ist mir auch klar (wirklich, rein rechtlich und so, durchaus nachvollziehbar, leider), aber ich dachte da lässt sich dennoch was machen. Nö, lässt sich nicht. Warum denn nicht? Darum! Vertrag ist Vertrag. Ja super, kann ich das Ticket wenigstens anrechnen lassen? Sicher. Moment ich rechne das mal für Sie aus. (Er tippt auf der Tastatur … Einfingersystem … tipp … tipp … tipp … es druckt … er nimmt das ausgedruckte Papier.. liest es … faltet es … wirft es weg … Und tippt … tippt … tippt … tippt … Druckt … liest … Faltet … wirft weg.. und tippt.. und tippt … und tippt … und druckt … und liest..) Also junge Dame, das würde dann 37, 50 € machen. (Ich schlucke, lache, verschlucke mich). Ähm, das Ticket, das ich jetzt in der Hand halte, hat 33 € gekostet. Wie kann eine Anrechnung jetzt teurer sein? Ja also … ganz einfach … Sie müssen die Differenz zahlen, zum Ticket. Und dann natürlich die Bearbeitungsgebühr. Das sind dann noch mal 15 Euro. Ganz klar. Schönen Dank. Soviel zum Thema Sparpreis mit der Deutschen Bahn.

Der Titel ist gemopst bei Daniel Glattauer