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19 Dezember 2008

Frohes Fest!

17 Dezember 2008

Zitat

Doctor, my eyes
Cannot see the sky.
Is this the prize
For having learned how not to cry?

Jackson Browne

16 Dezember 2008

Ich habs nich geglaubt...

http://www.youtube.com/watch?v=hKoB0MHVBvM

14 Dezember 2008

Luxuria

"Die Geisterseher"

Seit dem 11. September ist die Angst vor Anschlägen ja weltweit gestiegen. Was sich ja auch hierzulande in der Politik niederschlägt. Da sollen Flugzeuge abgeschossen werden können, in die vorher schon niemand mehr Flüssigkeit mitnehmen durfte. Da sollen Computer ausspioniert werden, da wird in Pressehäuser eingedrungen. Scheiß auf die Grundrechte also. Na ja ist ja alles weit weg denkt man sich dabei. Aber nein nein. Man täuscht sich ja so schnell. Denn gestern war ich wohl mal dran mit dem Staatsfeind sein. Fangen wir von vorn an. Ich bin am Bahnhof, Rucksack und Begleitung dabei. Ich steh grundsätzlich immer am Ende vom Gleis, trotze Schnee und Regen, nur um nicht zwischen all den anderen Reisenden zu stehen, die gerade jetzt zur Adventszeit zugenommen haben (ach, bin ich heut zu Doppeldeutigkeiten ausgelegt). Normalerweise würde ich mich jetzt noch über das Rauchen Letztgenannter aufregen, aber wir haben seit ein paar Wochen eine überaus humane Raucherzone von 1m x 1m am Bahnhof, die auch noch soweit ab vom Schuss eingerichtet wurde, das es anscheinend selbst dem härtesten Kettenraucher vergangen ist, nur wegen einer Zigarette den langen Weg auf sich zu nehmen, sodass unser Bahnhof nun qualmfrei ist. Meine Begleitung raucht jedenfalls nicht und kennt sich hier auch noch nicht so gut aus, also lassen wir kurzerhand unsere Sachen stehen (was soll an diesem zweigleisigen Provinzbahnhof schon passieren?) und gehen ein paar Meter nach vorn, um alles in Augenschein zu nehmen. Und schwupps- schon sind sie da. Drei Männer und eine Frau in Grün. Rätselnd und mit Vorsicht in den Augen um meinen Rucksack und seine Reisetasche geschart. Ich habe keine Ahnung woher die kamen und vor allem so schnell. Also eilen wir zu ihnen. Ob das unsere Taschen seien? Ja ja….klar…die liegen aber höchstens zwei Minuten hier….und wir hatten sie stets im Blick. Aber wer jetzt denkt, dass es hier um die Sorge eines möglichen Diebstahls ginge, der liegt falsch. Nein, denn jetzt klären sie uns lauthals mit der Hand an der Waffe vor allen Anwesenden auf, dass wir anscheinend keine Nachrichten schauen. Immerhin hätten sie jetzt fast den Bahnhof räumen lassen und das Sprengstoffkommando gerufen….auf unsere Kosten versteht sich (mhhhhh….müssen Al Qaida und Co. ein dickes Konto haben, wenn das immer so läuft)…Ich hab also keine Ahnung von der aktuellen prekären Lage was Terror angeht. Halt die Klappe denk ich mir, verschweig deinen Studiengang und vor allem das fortgeschrittene Stadium. Glaubt dir ja eh keiner. Nun den Vortrag haben sie mit finsterer Miene hinter sich gebracht. Sie wollen gehen, nur die Dame hat noch eine Frage: „Was sind denn das für Stöcker?“…Ja…mein Begleiter hatte drei Repliken von Samuraischwertern dabei und versucht dies nun auch zu erklären. Ich möchte wissen, was die denken. Das, wenn die Bombe im Rucksack nicht alle hier erwischt hat, wir den Rest mit den Schwertern niedermachen? Ich muss mir mal Gedanken machen, wie ich auf andere wirke. Bisher hab ich da immer nur „schüchtern“ gehört, aber stimmt, die Selbstmordattentäter waren ja auch fortdauernd „ruhige Menschen, denen man so etwas nie zugetraut hätte“. Ich muss also an meinem Image arbeiten. Na ja, jedenfalls zeigen und überzeugen wir, dass man damit nicht mal einer Blume was zu Leide tun kann, da scharf nun wirklich etwas anderes ist.

„Und was macht ihr damit?“

„Fotos.“ (Und das stimmt wirklich, die Kamera hatte ich dabei.)

„Was? Hier an so einem Öffentlichen Platz?“

Ja klar…Wenn ihr überall Videokameras aufhängen dürft, dann darf ich ja wohl ein paar Bilder machen. Aber das verkneif ich mir dann doch.


Titel: Die Geisterseher

Autor: Kai Meyer

Verlag: Bastei Lübbe

Preis: € 7, 95

12 Dezember 2008

Es schneit, es schneit....


.......,kommt alle aus dem Haus!
Die Welt,die Welt sieht wie gepudert aus
Es schneit,es schneit,das müsst ihr einfach sehn
Kommt mit,kommt mit,wir wollen rodeln gehn
Wir laufen durch die weiße Pracht und machen eine Schneeballschlacht
aber bitte nicht mitten ins Gesicht...
2.Es schneit,es schneit,kommt alle aus dem Haus
Die Welt,die Welt sieht wie gepudert aus.
Es schneit,es schneit,das müsst ihr einfach sehn!
Kommt mit,kommt mit,wir wollen rodeln gehn.
Wir holen unsre Schlitten raus und laufen in den Wald hinaus,
und dann bauen wir den Schneemann vor die Tür.

"Küsschen, Küsschen!"

für euch alle und vor allem fürs:

da sein, Bier-Rotwein-und- Ginger Ale- verkippen dürfen, nicht vergessen, teilen der Liebe zu Donkey und Diddy, gemeinsame Konzert besuchen, ermuntern, wecken der Sucht für Karotten, gemeinsame verbringen der Mittwocheabende, akzeptieren, untersuchen alltäglicher Modesünden, ausprobieren neuer Pralinenrezepte, verzeihen, Erinnerungen aufleben lassen, genießen der Abende auf dem Friedensberg, gemeinsame zocken, durchhalten, sündigen können, teilen, gemeinsame Teegesüffle, gleiche Macken haben, immer im richtigen Moment mit Kuchen vorbeikommen, Kontakt halten und fürs verstehen.

Titel: Küsschen, Küsschen

Autor: Roald Dahl

Verlag: rororo

Preis: € 7,90

08 Dezember 2008

In der Weihnachtsbäckerei...


...gibt es so manche Völlerei....

"Verstand und Gefühl"

Erwachsen werden ist gar nicht so toll, wie es sich kleine Kinder fortdauernd vorstellen. Da spielen sie sobald sie gehen können das allseits beliebte „Vater- Mutter- Kind- Spiel“, wobei nie jemand das Kind sein will. Sie schieben Kinderwagen vor sich her ohne an Dammbrüche und geweitete Hüften zu denken oder bauen Häuser aus Fantasien und Holzbausteinen ohne an Baugenehmigungen und Behörden zu denken. Malen sich an wie Schauspielerinnen, laufen in Muttis hochhackigen Schuhen schon mal Probe ohne an verkürzte Muskeln und Hammerzehen zu denken. Ich tat das nie. Bei mir gab es keine Puppen sondern nur Bücher und Papier und Stifte. Ich wollte nicht groß werden sondern gefiel mir stets in der Rolle des Kindes, um das man sich kümmern musste und das sorglos in den Tag hinein leben konnte. Und so war es eigentlich auch bis heute. So bin ich immer noch diejenige, die die es im Streichelzoo am längsten aushält. Bin immer noch die, die Sonntags vormittags zur Disney- Time ihr Nutellabrötchen isst. Bin immer noch die, die ihre Wäsche nicht allein waschen mag. Bin immer noch die, die sich vom Herrn Andersen und Herrn Dahl in andere Welten mitnehmen lässt wo der Meeresschaum aus kleinen Meerjungfrauen besteht und die Bäume aus feinstem Marzipan. Ganz schön blauäugig. Denn irgendwann kommt sie dann doch, die Woche in der alles anders wird. In der mit einem Mal alle Entscheidungen auf einmal von einem abverlangt werden und man so seine engen Grenzen erkennt. Der Körper streikt. Man allein nicht in der Lage ist alles zu bewältigen. Und man froh ist zu merken, das es Menschen gibt, die bereit sind einem etwas Last von den Schultern zu nehmen. Das trotz eigenen jüngst gemachten Erfahrungen, Erwartungen, Enttäuschungen. Ihr habt bei mir einen Stein im Brett, einen Platz im Herzen!

Aber wie ich erst gelesen habe: Was der Morgen nimmt, gibt einem der Abend wieder.

Ich hoffe es. Für uns alle.


Titel: Verstand und Gefühl

Autor: Jane Austen

Verlag: dtv

Preis: € 10

30 November 2008

Hinter den sieben Bergen

"Das Phantom"

Komisch das ich bisher für Zufall kein Synonym gefunden habe. Außer Schicksal, das aber laut Wikipedia eine Art personifizierte höhere Macht ist, und damit irgendwie doch etwas ganz anders beschreibt, oder Glück, aber auch da sehe ich keinen Sinnzusammenhang.

Dabei ist es doch Zufall, das alle drei Bücher die im letzten Monat gekauft wurden, nun im Kino auftauchen. Das der kleine Mensch in der anderen Stadt den Wunsch erfüllt bekommt, den man selbst nicht nach außen getragen hat. Das die erste Bewerbung in der Wahlheimat ist.

Dabei ist es doch Glück, das man der eine unter den tausend ist. Das man die gleiche Kleidergröße hat, wie der Rest der weiblichen Familienmitglieder. Das man jemanden zur Seite hat, der nicht wegsieht, wegläuft.

Dabei ist es doch Schicksal, das ausgerechnet der Schienenersatzverkehr der deutschen Bahn eben deren schlechten Ruf wieder verbessert, da dieser alles zu bieten hat, was der Bahn fehlt: Freundlichkeit, Beinfreiheit und vor allem Pünktlichkeit. Das man zum Advent keine Gaststätte findet, die auf vegetarische Mitmenschen Rücksicht nimmt, sodass man sich mit dem Kindermenü, bestehend aus einem Klos und (Gulasch!!!)- Soße, zufrieden geben muss. Das die eigene Redegeschwindigkeit zu schnell für den Rest der Uni ist, was einen nur knapp das Seminar bestehen lässt.

Dabei ist es doch Pech, was hier nicht unerwähnt bleiben soll, das man in der mündlichen Prüfung Bezug nimmt auf Nationalsozialisten, die dummerweise die Lehrer des eigenen Professors waren und der das dann verständlicherweise alles doch ganz anders sieht. Das man in der falschen Stadt wohnt, in der es zu viele Studenten gibt, sodass man mit Unterstützung nicht rechnen kann. Das Tumore immer zur falschen Zeit bei der falschen Person auftauchen.


Titel: Das Phantom

Autor: Susan Kay

Verlag: Heyne

Preis: € 7,95

11 November 2008

Das Bild is meins...

...und die GEO wills!

http://www.geo.de/GEO/fotografie/foto-des-tages/58789.html?t=img&p=2&pageview=

"Fürsorgliche Belagerung"

Die Baustelle vor der Haustür wird nicht fertig. Die Straße soll nun schon seit sechs Monaten neu gemacht werden. Schon mal so ein Projekt vor der Haustür gehabt? Im Herbst? Bei einem durchschnittlichem Niederschlag von 134 mm im Herbst. In Thüringen. Ist jedem zu empfehlen. Wirklich. Denn seit Wochen fühl ich mich, als lebte ich in einem Comicheft. Ja. Täglich der ängstliche Blick Richtung Gläserwand, ob doch noch welche zur Benutzung zur Verfügung stehen („klirr“), täglich der Griff zu den Aspirins weil das dauernde Dröhnen von draußen den Weg in meinen Kopf gefunden hat („uuahhhhhh“), täglich Schuhe die vor Dreck stehen, da es einen Gehweg hier auch nicht mehr gibt und man so durch ein regengetränktes Gemisch aus Erde, Sand und Herbstresten den Weg zur Uni oder Norma und zurück waten muss („flatsch flatsch“). Das kann sich auch gut und gerne noch eine Weile so hinziehen, da in der Nachbarschaft eine kriegsähnliche Auseinandersetzung darüber ausgebrochen ist („peng“ „puff“ „pow“), ob der Dreck mit Kleinstmosaik- oder Blocksteinpflaster bedeckt werden soll. Mittlerweile ist auch eine mail vom Vermieter auf dem Bildschirm gelandet, die die Bitte enthält, täglich den Hausflur zu bohnern, damit der Linoleumbelag keinen Schaden durch den hereingetragenen und getrockneten Schmutz nimmt („kratz“). Nun ja… Besuch wird eher selten in letzter Zeit. Der Weg lohnt sich ja auch nicht wirklich. Unterhalten ist nicht drin. Dafür aber Ohropax. Das einzige was locken könnte, wäre das Gefühl mal ein Erdbeben miterlebt zu haben. Das gibt hier jetzt alle zehn Minuten („rüttel“ und „schüttel“). Aber wird nach dem zehnten oder zwanzigsten Mal auch langweilig („gähn“).

Dennoch hab ich was gelernt, als ich beim kochen den Blick mal aus dem Fenster gerichtet habe: es gibt extrem viele Männer in unserer Straße. Große und kleine. Alte und Junge. Schöne und nicht so schöne. Alles und davon viele. Und alle kommen mit der digitalen Kamera raus und freuen sich, dass sie Bagger, Lkw und Dampfwalze aus der Nähe sehen und fotografieren können („sabber“ und „seufz“). Zum Greifen nah quasi. Und das Leuchten in den Augen strahlt bis in meine Küche. Also nix mit Heidi Klum, Gisele Bündchen und Co.. Nee nee… wir Frauen sollten einfach ein bisschen mehr von einer Dampfwalze haben, wenn wir demnächst ein bisschen mehr Aufmerksamkeit wünschen.


Titel: Fürsorgliche Belagerung

Autor: Heinrich Böll

Verlag: dtv

Preis: € 10

07 November 2008

Vertrauen ist gut...

"Unentschlossen"

Da sollte man eigentlich die Arbeit wieder voller Elan aufnehmen, um die letzten Monate noch glimpflich rumzubekommen, statt dessen wird man zum Serienjunkie und klebt Erinnerungen auf kleine Pappkartons um sie irgendwann in naher Zukunft wieder rauszuholen und sich zu wünschen man wäre wieder dort, zu der Zeit an dem Ort. Stattdessen übt man sich in Fingerakrobatik auf der Tastatur, die noch nichts von Ergonomie gehört hat und deren Anschlag so hart ist, das Krämpfe in den kleinen Fingern die Folge sind. Stattdessen findet man vieles was erledigt werden muss: das Dach repariert, die Grippeimpfung abgeholt, die Weihnachtseinkäufer erledigt, die Wohnung aufgeräumt werden. Vieles findet man- nur die Motivation nicht und jede getroffene Entscheidung scheint die falsche zu sein. Immerhin eines ist gelernt: es gibt auch ein Zuviel an Kaffee.

Titel: Unentschlossen

Autor: Benjamin Kunkel

Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag

Preis: € 9,90

31 Oktober 2008

Da, wo die Freiheit grenzenlos zu sein scheint

"Nimm zuerst ein kleines Boot"

Nachdem der goldene Oktober seinem Namen alle Ehre gemacht hat und meine Laune umgekehrt proportional zu den steigenden Temperaturen gesunken ist, da hier noch eine wissenschaftliche Arbeit lag, die geschrieben werden musste aber nicht wollte, ging es dann doch noch für ein paar Tage in den Norden, um dort die Meeresluft zu genießen und die Füße abwechselnd in den Sand zu stecken oder einfach hochzulegen und die Seele baumeln zu lassen. Zwar bedurfte es starker Nerven, um sich beim Parkplatzdarwinismus durchzusetzen und etwas Geduld, um im ländlichen Gebiet auf eine Tankstelle einrollen zu können, aber letzen Endes war ich Hausbesitzerin für zehn Tage. Charmant trifft es am besten, wenn man Küste und Leute beschreiben soll. Und so hat man auch anekdotenhaft alles mitgemacht, was man dort oben mal erlebt haben sollte: Dem Hasen und dem Igel beim Wettlauf zugesehen, den Turm auf eigene Gefahr betreten, Spuren im Sand hinterlassen, Schafsmist an den Füßen gehabt, Möwenmist auf dem Kopf, in der Kiss and Ride Zone Halt gemacht, den Geschmack von Kaffee kennen gelernt, mit undichten Gummistiefeln im Watt gewesen, den Sonnenuntergang im Rückspiegel gehabt, Urlauber auf den vorbeifahrenden Passagierschiffen nicht beneidet, vor der kommenden Flut davongelaufen, die Sonne in den Händen und im Herzen getragen, im Gegensatz zur Fledermaus an der Frontscheibe die Todestrecke überlebt, Spanisch gelernt, die unterschiedlichsten Fischbrötchen gegessen, den Regenbogen in der Alster ertappt, Schiffsbusse als unpassendes Verkehrsmittel befunden, in der Speicherstadt die Kamera verstehen gelernt, Hängebauchschweinen den Rücken gekratzt, von Rehen die Hände geleckt bekommen, erkannt, dass ein Rabe als Haustier mich überlebt, vom Morgentau abgelenkt, das Auto auf der falschen Seite der Zugbrücke gelassen, die Möwe im Flug erwischt, den Froschkönig gefunden, vom Schietwetter beim Golfen unterbrochen und über den Deich gesprungen.

Heimweh gab es nicht. Chapeau.


Titel: Nimm zuerst ein kleines Boot

Autor: Richard Bode

Verlag: Diana Taschenbücher

Preis: gefunden

08 Oktober 2008

Weit weg

"Gefühltes Wissen"

Ich denke, dass man Erdnussflips nicht verdaut. Sie gehen auch nicht auf die Hüften, oder in den Hintern oder in die Beine. Die bleiben einfach im Magen. Und werden mikroskopisch klein. Vor zehn Monaten hatte ich eine Magen- Darm- Grippe und das letzte, was ich davor gegessen hatte, waren Erdnussflips. Seitdem stoße ich ungefähr einmal die Woche drauf auf. Also werden die nicht verdaut. Ich glaube, das ist wie bei den Kindern, die Haare essen. Haare sammeln sich auch im Magen. Seht ihr: http://www.ehrensenf.de/linktipps/haare-im-magen Und so ist das auch mit Flips- ganz klein im Magen werden sie immer mehr und wenn die groß genug sind, kommen die raus und werden dann bei real verkauft. Iggitiggit. So ist das!


Titel: Gefühltes Wissen

Autor: Horst Evers

Verlag: rororo

Preis: € 7, 95

29 September 2008

Lange Rede, kurzer Sinn

Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Auf Zelluloid, des Todes wegen in den Saal getreten.

Der Eintritt, des Austritts wegen die Bilder hergegeben.

Im Nebel, der Aussicht wegen nicht im Bett gelegen.

Der Erlaubnis, des Wegfahrens wegen zum Herfahren gebeten.

Der Entwicklung, des Schrittes wegen das Laufen aufgegeben.

Die Sorgen, der Zukunft wegen vom Boden zu fegen.

Das Herz, der Hände wegen nicht mehr herzugeben.


Titel: Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Autor: Robert Louis Stevenson

Verlag: anaconda

Preis: € 2, 95

15 September 2008

Windstille

09 September 2008

"Der menschliche Makel"

Ich habe eine Heizung im Schuh. Ich kann mein linkes Bein mehr schlecht als recht bewegen, habe 5 mal Ibuprofen neben mir auf der Couch liegen und mein Fuß glüht. Aber das hab ich mir selbst zuzuschreiben. Spontanität ist also nicht mein Ding. Ich mag es lieber geplant. Durchdacht. Überlegt. Und dennoch lass ich mich immer wieder zu ungesteuerten Verhaltensweisen hinreißen. „Die Hose kauf ich mir- da pass ich einem halben Jahr rein!“ - und dann liegt sie doch nur, noch immer verpackt und mit Preisschild, im Schrank rum. Oder: „Hey lass uns doch mal ne kleine Wanderung dranhängen- es wird heut nicht kalt“ – und dann wird mein Übermut eine Woche lang im Bett mit Kamillentee besiegelt. Und das aktuellste Beispiel: „Hey- ich lass heut mal ne Hautkrebsvorsorge machen, bin ja eh einmal da.“ Also sitz ich bei der Frau Doktorin, ihrem kritischen Blick ausgeliefert. Point of no return. „Hhhm, also das sieht tatsächlich nicht gut aus. Da gehen sie doch lieber mal in die Chirurgie, die ist nur zwei Etagen drüber. Ach warten sie, ich ruf gleich mal schnell für sie an.“ Aha- hier gibt es also auch eine Chirurgie. Wusste ich gar nicht. Vielleicht ist die für meinen alten Frauenarzt reingekommen, der den bekannten Stuhl immer mit Sicht aus dem Fenster raus, Richtung gegenüberstehendem Bürokomplex stehen hatte. Vielleicht war da das Licht besser. Oder er hat sich so ein gutes Nebeneinkommen gesichert. Wer weiß… Dem lächelnden Gesicht meiner Ärztin zufolge hat die Chirurgie jedenfalls Zeit für mich. Ist das nicht großartig? So eine private Krankenversicherungskarte hat also auch seine Nachteile. Mir wird bang. Warum hab ich solch großartige Ideen jetzt, in meiner einzigen freien Woche? Die Chirurgie ist wie gesagt neu. Dennoch gibt es hier keine Behandlungszimmer, sondern lediglich Behandlungskabinen. Also nehme ich Platz auf einem Feldbett umgeben von einem blauen Umhang. Einzig und allein die Latexhandschuhe links neben mir, der Schuhanzieher und der Kalender an der Wand leisten mir Gesellschaft. Obwohl- das Gespräch aus der Nachbarkabine bekomm ich auch mit, also fühl ich mich nicht ganz einsam. Wozu noch verstärkend hinzukommt, dass ich den Duft der fünf Patienten vor mir in der Nase habe. Trotzdem bin ich verängstigt. Ich wurde noch nie wirklich operiert, zwar mal mit elf Jahren- aber wer erinnert sich noch dran? Der heutige Kalenderspruch: „Kunst ist es, einmal mehr aufzustehen, als man hinfällt.“ ist meiner Meinung nach unpassend für die Chirurgie und nimmt den letzten Rest Mut, sodass mich die überaus herzliche Ärztin mit dem Rücken zur Wand auffindet. Oh ja, das sähe gar nicht gut aus und muss raus. Ginge aber ganz fix und da es nur lokal betäubt wird, kann ich dabei sogar zusehen. Na danke! Und da mein Glück heut perfekt ist, hat sie sogar für den kommenden Tag noch einen OP-Saal frei. Also ist der Termin gleich gemacht und ich steh wieder angezogen auf der Straße eh ich das registriert habe. Ich hab mir ja schon vieles aufschwatzen lassen- Zeitungsabos oder derartigen Kram, der zu Hause direkt widerrufen wird- aber eine OP, das ist doch neu.

Trotz panischer Angst vor angekündigten Nebenwirkungen wie Blutungen, Thrombose, Blutvergiftungen und dergleichen sowie Organhandel kann ich die Nacht schlafen um frühs wieder anzutanzen. Im Warteraum sitzt mir ein Jugendlicher gegenüber, mit großem Pflaster am Knie. Die Schwester kommt rein und wird von ebendiesem gefragt, ob sie ihm nicht ein Taxi rufen könne, natürlich auf Kosten der Krankenkasse, da er ja nicht laufen könne. Mutti hat ja gestern noch angerufen und gesagt, dass die Schwester das machen muss, der der Junge ja nicht mehr Autofahren kann, nach so einem schwerwiegenden Eingriff. Hab ich da was übersehen- du hast doch nur ein Pflaster am Knie. Da kanns doch so wild nicht sein…Es dauert nich lang und ich bin dran. Es riecht nach alten Pilzen- ist das normal? Im Nebenraum läuft eine OP unter Vollnarkose und ich mach mir ins Hemd. Was für eine Niederlage… Ob es schmerzt, wenn sie die Nadel in meinen Fuß rammen? Nein…ich kann die Zähne zusammen beißen. Ja ja…ich hab da eine Tätowierung und nein, die war nicht schlimmer. Da kam ja wenigstens was Hübsches bei raus. Und auch wenn sie mir jetzt ganz stolz zeigen, was die da feines rausgeschnitten haben- hübsch ist das nicht! Fünf Minuten im Aufwachraum und ich humple erst mit meinem noch tauben Fuß zum einkaufen und dann nur noch nach Hause. Und da sitz ich jetzt mit meinem pochenden, gefühlt kochendem Fuß. Ich sollte wirklich nicht mehr spontan sein.


Titel: Der menschliche Makel

Autor: Philip Roth

Verlag: rororo

Preis: € 9,95

08 September 2008

Feuerball

05 September 2008

"Der letzte Tag eines Verurteilten"

Man bereitet sich vor. 547 Tage. 13140 Stunden. 788400 Sekunden. Um am Ende hier zu sitzen, im größten Hörsaal, mit dem uns die Universität aufwarten kann. Zusammen mit der Schicksalsgemeinschaft für sechs Tage. Wie ein Huhn im Käfig zur Vorbereitung auf die Freilandhaltung. Die Uhr, die zeitweise funktioniert, tickt unerbitterlich gegen uns und die immer wieder auftretenden Sehnenscheidenentzündungen. Denn wer nicht punktgleich mit dem Umschlagen des Minutenzeigers auf die Zwölf und des Stundenzeigers auf die Zwei fertig wird, dem blüht hier ein Donnerwetter der Aufsicht, die sich grollend auf alles zu bewegt, was sich dann noch bewegt. Das bunte Papier, braun, rot, gelb, grün, braun, grau, täuscht die Leichtigkeit des Verfahrens vor. Und auch die tägliche Sitzplatzsuche, 48, 43, 19, macht nach zwei Tagen keinen Spaß mehr. Was ich ebenso von Prüfungsnummer-, Personalausweis- und Gesetzestextkontrollen sagen kann, wie auch vom Anstehen an der Toilette. Die Chinesen würden sich jetzt vielleicht freuen- ich nicht. Ich bin genervt vom Vordermann, der sein nervös zuckendes Bein nicht unter Kontrolle bekommt und somit meinen 30cm x 30cm Schreibplatz zum erzittern bringt. Der Korrektor wird sich freuen. Ich bin genervt vom Handyklingeln, das trotz strenger Belehrung niemanden zu interessieren scheint. Ich bin genervt, weil ich schwimmen muss. Am meisten aber davon, dass ich jetzt sechs Monate genervt sein muss, um dann erst zu erfahren, ob sich der Spaß gelohnt hat.

6-5-4-3-2-1- Aus!


Titel: Der letzte Tag eines Verurteilten

Autor: Victor Hugo

Verlag: anaconda

Preis: 2,95 €

26 August 2008

Bildrauschen

21 August 2008

"In einer kleinen Stadt"

Der Drogeriemarkt hat meine Fotos versaut. 4 Filme völlig hin. Das heißt- nicht völlig. Von 132 Bildern wurden immerhin 17 Bilder entwickelt- ohne Kratzer, ohne künstlerischer Bild-in-Bild- Technik und ohne Überbelichtung. Dabei war ich so stolz endlich einen Achromaten zu besitzen, den ich voller Inbrunst im Botanischen Garten zwei Tage lang ausprobiert habe. Ob ich nun damit umgehen kann, weiß ich also nicht. Immerhin bleiben mir 17 Bilder. Für mich aber dennoch ein Grund doch auch mal einen anderen Fotoservice auszuprobieren. Da professionelle Entwicklungsabreiten von echten Fotografen für mich noch unbezahlbar sind, bleibt die Auswahl in unserer Kleinstadt recht gering. Müller oder Rossman? Ene mene muh..und raus ist Rossman. Also Müller. Kommt ja laut den Erfahrungsberichten im Internet gut weg bei den digitalen Entwicklungen. Mal schauen, obs bei den Kleinbildern auch so ist. Der Spruch „Montag gebracht- Mittwoch gemacht“ der mir schon von den dm- Filialen bekannt ist, sollte mir zwar zu denken geben- aber keine Vorurteile. Also wird zwei Tage gewartet, um dann voller Vorfreude mit den vier Coupons im Laden anzutänzeln und sich seine Bilder, erneut von den Blumen und Fröschen des Botanischen Gartens, abzuholen. Aber- wer hätte es gedacht- sie sind nicht da. Im Ablageregal liegen geschätzte sechs Filmtaschen und keine von denen ist eine meiner vier. Aber gut- noch ist Hopfen und Malz nicht verloren- die Kassiererin wird um Rat gefragt.

- Hamse denn schon mal nachgeguckt?

- Ja

- Un sie sind nicht da?

- Nein

- Un sie sind sich sischer?

- Ja

- Da müssmer ne Kollegin holen.

Sie kommt und der Sachverhalt wird geschildert

- Hamse denn schon mal nachgeguckt?

- Ja

- Un sie sind nicht da?

- Nein

- Un sie sind sich sischer?

- Ja

- Da müssmer ne Kollegin holen.

Wir stehen irgendwann zu fünft vor der Fotoecke, mittlerweile variieren die Fragen, was sie nicht sinnvoller macht, weil sie auf Sachen abzielen, die ich bereits fünfmal geschildert habe.

- Wann hamse sie denn abgegeben

- Vor zwei Tagen

- Mmh, was warns denn für Fotos?

- Kleinbild, 9 mal 13, Erstabzug

- Kein Poster?

- Nein!

- Nicht Digital?

- Nein!!

- Keine Nachbestellung?

- NEIN!!!

- Dann sinnse wohl nicht da.

Super, zehn Minuten meines Lebens verschenkt. Hab ich ja nicht gleich gesagt. Mit dieser Aussage wird man fast schon aus der Tür gedrückt und man traut sich kaum auf den versprochenen Verspätungsrabatt hinzuweisen, der in einem solchen Fall gewährt wird. Dennoch, Recht ist Recht also wird doch noch kleinlaut nachgefragt.

- Entschuldigung, hier steht was von Rabatt, wie isn das?

- Da müssmer ne Kollegin holen. Das weiß ich nich wie das funktioniert.

Aus Zeitgründen könnte man den Dialog von oben kopieren und hier wieder einfügen, weil er einfach wiederholt wurde, mit dem Resultat, dass man uns den Rabatt heute leider noch nicht gewähren könne. Denn:

- Wir müssen mal schauen, was es für Fotos sind, wenn sie da sind, weil Dias dauern länger.

- Wir hatten aber KLEINBILD, ERSTENWICKLUNG

- Das können wir aber nicht überprüfen, weil die Bilder noch nicht da sind

- Achwas!

Sieh mal einer an, ein Paradoxon.

Ein erneutes zur Tür Gedränge signalisiert uns, dass wir hier nicht mehr erwünscht sind und nur der letzte, todesmutig geäußerte Wunsch, doch bitte zu verzeichnen, dass die Bilder zum versprochenen Zeitpunkt nicht abholbar waren, bewahrt mir die Chance den Rabatt doch noch zu bekommen und wird nur mit offenkundigen Murren erfüllt.

Ein Hoch auf die Kundenfreundlichkeit.

Wo ich dieses Wochenende sein werden sein werde?

Wahrscheinlich im Botanischen Garten, nächste Woche erhält Rossman seine Chance. Vielleicht schaffen die das scheinbar Unmögliche: Fotos ohne Schäden und termingerecht zu entwickeln.


Titel: In einer kleinen Stadt

Autor: Stephen King

Verlag: Heyne

Preis: € 8, 45

Über den Wolken...

10 August 2008

"Eine sonderbare Geschichte"

Im Zug. Vor mir ein Mitfünfziger. Füllig. Freundlich. Lächelt mich an. Schon eine halbe Ewigkeit. Will wohl ein Gespräch erzwingen. Nicht mit mir, mein Freund. Ich starre stur in mein Buch und bekomme von all dem nichts mit. Wenn man nur fest daran glaubt, dass man hier allein ist, ist man das auch. Jawohl! … … „Ole oleoleoleole…der Frank wird heiraten, ole“…Ich seh sie nicht, aber ich weiß, sie sind da. Junggesellen. Mitten am Tag. Im Zug. In meinem Abteil! Es reicht nicht, dass ihr mir jeden Samstag über den Weg lauft und um einen letzten Kuss, eine kleine Spende oder sonst einen Kram bittet und euch auch nicht durch mein Angebaffe dazu bringen lasst mich endlich in Ruhe zu lassen- nein, jetzt also auch im Zug. Mit den ewig gleichen unheimlich kreativen XL-mit-super-lustigen-Sprüchen-drauf-Massenshirt wie „Ab morgen komm ich an die Leine“ oder „Ich hab lebenslänglich“ (macht der Job solche Shirts zu drucken glücklich?) kommt ihr mir immer und immer wieder total happy entgegen und feiert. Und das bei einer steigenden Scheidungsrate. Großartig. An dieser Stelle: an alle mir ans Herz gewachsene: sollt ich auf die Idee kommen zu heiraten- und das mein ich jetzt ganz im Ernst- kommt nicht auf so eine Scheißidee! Wirklich ich mach da nicht mit. Ich schick euch mit euren Klopfern, Brautschleiern und sonstigen Happykram allein los. Könnt ihr ohne mich machen.

„Sehr geehrte Fahrgäste, in kürze erreichen wir Weimarr„ (nich aufregen, das doppelter R dient der Veranschaulichung der überdeutlichen Aussprache die bei dieser Art Sprechgesängen gern verwendet wird) donnert es von oben. Widerstand zwecklos will mir die Ansagerin wohl verdeutlichen. Gut, ich pack das Buch weg. Nützt eh nüscht. Ich bin ja eh die Einzige, die hier ihre Ruhe will. Merk ich sofort, da nebenan zwei gut betuchte aber anscheinend gelangweilte Rentnerinnen sitzen, die die völlig unverhoffte Ansage jetzt nutzen um endlich ein Gespräch anzufangen. Denn ich weiß jetzt, dass es total praktisch für ihr schlechtes Gehör, mit dem wohl beide gestraft sind, ist, dass die Frau hinter dem Mikro endlich mal laut und deutlich spricht, denn sonst weiß man nie, wo man aussteigen muss…klar. Der Zug hält ja auch jede Woche woanders. Das gesamte Abteil hört gespannt zu. Ich frag mich warum. Der Halt in Weimarr führt dazu, dass ein Pärchen, beide um die 25, zusteigt, vollbepackt mit Koffern, Tüten und Rucksack. Na, ob das nicht mehr sind, als die erlaubten 20 Kilo im Flugzeug? Denn zum Flughafen solls ja offensichtlich gehen. Kaum den Sitzplatz vor mir eingenommen und wieder Luft geholt, wird das Monte ausgepackt und in sich reingeschaufelt. Is ja ne "gesunde" Zwischenmahlzeit und gibt’s jetzt glücklicherweise auch im großen 100g-Pack. Wir fahren los. Noch 15 Minuten und dann is alles vorbei, tröst ich mich. Doch jetzt kommt noch der panische Rucksacktourist reingerannt.

„Sorry, aber das is doch der Zug nach Göttingen?“

„Ja“, raunt es ihm entgegen.

„Ach…gut, ich dacht schon…weil ja ein Abteil abgetrennt wird und woanders hinfährt.“

Es ist unheimlich, wie schnell doch die Farbe aus einem Gesicht weichen kann. Aber das Pärchen mir gegenüber beweist es- es dauert keine Sekunde.

„Wie? Woanders hin? Wer hat das gesagt?“

„Na das Zugpersonal.“

„Wann?“ Der Monte wird zunehmend nervöser gelöffelt.

„Na eben, in der Ansage!“

„Was?“ …ja, da hat se wohl doch nich so laut und deutlich gesprochen, wie ich es vernommen hab…

„Scheiße!“

Das ist eindeutig besser als mein Buch, denn jetzt geht’s los: „Na prima! Na das hätte uns aber auch irgendwer sagen können, aber nein. Nu sitzen wir hier. Toll. Große klasse. Immer die Deutsche Bahn…“ Klar, die kann was dafür! Aber gut, nu isse in Fahrt. Der zweite Monte wird aus dem Rucksack geangelt. Ich sollte mal an Zott schreiben- das Werbekonzept gehört umgeändert. Von wegen gesunde Milchmahlzeit für Kinder- der scheint mir doch eher was für gestresste Urlauber zu sein.

Mittlerweile werden die sorgsam einsortierten Gepäckteile wieder aus den verschiedensten Ablagemöglichkeiten zusammengesammelt. Schade, dabei war Mann doch froh, Frau beweisen zu können, dass sich jahrelanges Tetris- zocken und vor dem Pc-rumhängen doch gelohnt hat. Nu isses kaputt- das schöne Kunstwerk. Nutzt nüscht- sie müssen raus, in ein anderes Abteil. Und ich lasse mich zu einer Handlung verleiten, die ich sonst tunlich vermeide- ich stehe fünf Minuten vor Ankunft, punktgleich mit der Ansage „Wir erreichen in kürze Errfurrt“, auf, um mich wie alle anderen die Anderen, die Angst haben der Zug würde weiterfahren ohne sie vorher auszuspucken, vor der Tür zu drängeln. Mittendrin statt nur dabei, sag ich mir. Und auch der Koffer des Pärchens im Rücken wird mit Gelassenheit hingenommen, denn deren grundlosen Schweißausbrüche verbunden mit der kundgegebenen Panik, die Schaffnerin könnte sie nicht mehr in das andere Abteil lassen, hat heut irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich. Und die Vorstellung, dass sich die 1,50m große Schaffnerin wie Steven Seagal vor die Zugtür stellt um eben diesen vor zwei Eindringlingen wie meinem Pärchen zu schützen, zaubert mir ein unverhofftes Lächeln ins Gesicht. Der eigene Stress fällt ab, wenn man anderen bei ihrem beobachten kann. Tolle Erkenntnis. Werd ich mir merken!

Na ja- ein Tag auf Besuch bei der Familie- dann geht es zurück in die Prüfungsvorbereitung nach Jena.

„Ach gucke mal einer an. Wir sind doch auf der Hinfahrt schon zusammen gefahren. Wissense noch?“ fispert es mir von schräg oben entgegen. Im Zug. Vor mir derselbe Mitfünfziger. Immer noch lächelnd. Immer noch freundlich. Das verspricht eine Zugfahrt zu werden.


Titel: Eine sonderbare Geschichte

Autor: Wladyslaw St. Reymont

Verlag: Das Neue Berlin

Preis: auf dem Dachboden gefunden

21 Juli 2008

Wo die Liebe hinfällt...!

19 Juli 2008

"Wächter des Kreuzes"

Seit gut einem Jahr haben wir nun also neue Nachbarn. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Im nun neuen, renovierten aber ehemaligen theologischen Studentenwohnheim. Seit einem Jahr klingeln nun auch regelmäßig die bibeltreuen Christen bei uns, um mit uns darüber zu diskutieren, warum sich denn immer weniger junge Menschen Gott zu wenden. Mag ich gar nicht glauben, wenn ich mir grad Sydney anschaue, wo der Papst wie ein Popstar mit Vorband angekündigt wird. Nun ja… unsere Nachbarn: man stelle sich ein Riesenhaus vor, mit Fenstern so groß wie Fußballfelder ohne Gardinen. Der Tagesablauf ist also sowieso schon von jedem wahrnehmbar. Aber der gestrige Abend hat’s auf die Spitze getrieben. Nicht das der Kleintransporter der sich durch die überparkte Straße zwängte schon komisch anmuten ließ was hier passieren mag- nein, stutzig wurde man erst, als sich die geschätzten 25 Personen, die geladen waren, daran machten von eben diesem zwei 8- Meter- Tannen zu laden um sie jeweils rechts und links neben dem Eingangstor aufzustellen und anzubinden. Keine Gardinen und kein Zaun und dann das. Warum? Je später der Abend, desto besser die Stimmung in Nachbars Garten. Ein Lagerfeuer wird gezündet, der Knüppelteig verzehrt. Alle stellen sich Hand in Hand im Kreis ums Lagerfeuer. Es ist faszinierend. Man möchte Campingstuhl und Wein schnappen um sich auf den Bürgersteig zu setzen, damit man nichts verpasst. Zu offensichtlich? Wohl…dennoch, die Unterhaltung folgt: sie fangen an zu singen. Aber sie wären nicht unsere Nachbarn, wenn sie einfach nur singen würden. Nein, es geht im Kanon! Dreistimmig! In Sopran! Mein persönliches Highlight: 23:08 Uhr. Ich hab noch nie, nie, nie „Lollipop, Lollipop“ dreistimmig und in Sopran gehört. Ob die meine Wunschliste annehmen würden? So absurd das Ganze ist- man kann nicht aufhören hinzuschauen. Wie bei einem Unfall. Gegen 23: 30 Uhr fängt es in Strömen an zu regnen und alles verzieht sich nach drinnen zur Discokugel. Ein Summen verrät mir, dass sie dennoch weiter singen. Aber ich kann endlich schlafen. Vielleicht gibt es ja doch einen Gott. Fragt sich nur, auf wessen Seite er steht…


Titel: Wächter des Kreuzes

Autor: Matilde Asensi

Verlag: dtv

Preis: € 14, 50

17 Juli 2008

"23"

23 seconds, all things we love will die
23 magic, if you can change your life

Your tainted heart, my tainted love, repent now
How many times ?
As long as you live, how many times ?
The world will go around

He was a friend of mine, he was a son of god ... he was a son of a gun

23 seconds, in you I see a chance
23 magic, if you change the name of love

Your crazy heart, my crazy love, repent now
How many times ? As long as you wish
How many times ? The world will go around
How many times ? As long as you want
How many times ? The world will go around

He was a friend of mine, he was a son of a gun ... he was a son of god

Artist(Band):Blonde Redhead

08 Juli 2008

Geschwindigkeitsrausch

27 Juni 2008

Die göttliche Komödie

Platz 10

Wir haben eine gut intrigierte Mannschaft.

Lothar Matthäus


Patz 9

Wenn man zu früh auf Andere schaut, vergisst man, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.

Jens Nowotny


Platz 8

Die Kroaten sollen ja auf alles treten, was sich bewegt - da hat unser Mittelfeld ja nichts zu befürchten...

Berti Vogts (vor dem WM-Spiel gegen Kroatien)


Platz 7

Da kam dann das Elfmeterschiessen. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief's ganz flüssig.

Paul Breitner


Platz 6

Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.

Andreas Möller


Platz 5

Haß gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.

Berti Vogts


Platz 4

Abseits is', wenn dat lange Arschloch zu spät abspielt.

Hennes Weisweiler in Anspielung auf Günther Netzer


Platz 3

Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.

Rolf Rüßmann


Platz 2

Der springende Punkt ist der Ball.

Dettmar Cramer


Platz 1

I'm a German record-player.

Lothar Matthäus


Titel: Die göttliche Komödie

Autor: Dante Alighieri

Verlag: Reclam

Preis: € 9,60

23 Juni 2008

Die Adern unserer Stadt



22 Juni 2008

Der Seitensprung

Hin und zurück. Hin und zurück. Hin und zurück. 300 Kilometer insgesamt. Und pünktlich diesmal. Aus den durchschnittlichen dreißig Minuten Verspätung werden null. Die Lufthansa folglich um 11, 75 Minuten geschlagen. Nur das Wetter…na ja, das spielt nicht mit. Die Schafe frieren auf den Feldern. Aber irgendwas stört ja immer. Wird’s nichts mit dem Grillen zum Sechzigsten bzw. Dreiunddreißigsten. Und nein, kalt ist mir nicht. Bin nur genervt. Zwanzig Euro Trinkgeld und unser Tisch ist weg. Da weht aber ein eiskalter Wind durch deinen Arbeitsvertrag (http://de.youtube.com/watch?v=ieVDNByEIac&feature=related). Genauso, wie durch den Keller, indem wir jetzt sitzen. Hans meldet sich zu Wort. Wie immer. Ich würde ihn eigentlich fast vermissen, wäre er in so einer Situation mal ruhig. Aber wie es mit allen unangenehmen Dingen ist: sie kommen, wenn man sie am wenigsten braucht. Selbst beim unerwarteten Einzug ins Halbfinale. Wir sollten uns alle glücklich schätzen Zeuge von Ballacks sowohl außergewöhnlichen als auch überraschenden Fähigkeiten (http://www.fanline08.at/de/?p=1375) geworden zu sein. Das kann wohl außer ihm keiner! Auch wenn er mit Ronaldos Sixpack nicht mithalten kann, wie Dunja beim Morgenmagazin weltbewegend festgestellt hat. Ihr seid auch nicht mehr, was ihr mal ward. Nun gut- wir warten mit Spannung auf den kommenden Mittwoch, erleichtert nicht in einer Großstadt wie Berlin oder Köln zu leben.

Ach ja: eine halbe Stunde voller Unschlüssigkeit im Zeitungsladen hat dafür gesorgt, dass nun noch zwei Zeitschriften im Rennen sind. Die allmontalich erscheinende P.M. (S….nein, Scherz!) und die großartige aber dukatenfressende GEO. Bleibt es zu entscheiden, welches Wissen interessanter erscheint: das um die Wiederauferstehung des Beutelwolfes sowie den wilden Blümchensex der Wespenmännchen von heute oder den Untergang der Erde durch ein selbstfabriziertes schwarzes Loch noch in diesem Jahre. Aber das eine getroffen werden muss ist klar, denn die schlechtesten Entscheidungen sind die vermiedenen!


Titel: Der Seitensprung, aus: Liebesfluchten

Autor: Bernhard Schlink

Verlag: diogenes

Preis: € 9,90