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31 Januar 2010

Ice Ice Baby

let´s paint it green

http://www.youtube.com/watch?v=Bg0QminAPMM

21 Januar 2010

Friedhof der Nadelbäume

Opfer der Telefonitis - Zum Dritten


Es klingelt. Ich geh nicht ran. Es klingelt. Weiter. Und weiter. Mein Telefon nötigt mich, vom Sofa aufzustehen, um nachzusehen, wer mit mir reden will. Gehässig ist es, wie immer. Kenn ich die Nummer nicht, oder drückt sie nicht mindestens äußerste Dringlichkeit aus, geh ich nicht ran. Oder ich steck mir gleich die Innenohrkopfhörer rein und höre weg. Ich kann mein Telefon nicht leiden. Telefone und Handys grundsätzlich nicht. Mit jemandem zu reden, ohne ihn zu sehen, ist komisch. Genau wie Haselnussschokolade, die man nicht schmecken kann. Braucht kein Mensch. Um zu verhindern, dass ich in das tote Plastikding sprechen muss, ruf ich den, der gerade in der Nähe ist, damit der die unangenehme Sache hinter sich bringen und mir abnehmen kann. Das klingt dann ungefähr so:
„Ring!“
„Schatz!“
„Riing!“
„Schaatz?!“
„Ring Ring“
„Schaaaatz??!!“
„RIIIINNNNG“
„SCHAAAATZ!“
So. Und das geht dann solang, bis Schatz entweder die Nerven verliert oder der Anrufer. Aber es klappt nicht immer. Ab und an muss ich auch ans Telefon gehen. Ganz besonders begeistert bin ich dabei, wenn sich Menschen verwählt haben. Und dann nichts sagen. Keinen Ton und einfach sofort auflegen. Prima. Vor allem nachts gegen 23.12 Uhr. Wer ruft da an? Und wer ruft da jemanden an, von dem er anscheinend die Nummer nicht kennt? Die machen, dass ich denke, dass da ein Einbrecher hören will, ob jemand zu Hause ist. Um dann evtl. meine Reichtümer bestehend aus meinen 4 Haustieren und meinem 4 Jahre alten Läppi, zu stehlen. Naja, bin ich mal ehrlich, dann ist das ja meistens nicht der Fall. Und in Wirklichkeit hängt an der anderen Seite der Strippe (Was waren das noch für Zeiten, als es noch gekringelte Strippen a gab?) einfach nur jemand der unfreundlich ist. Nicht mehr und nicht weniger. Mittlerweile hab ich aber eine Möglichkeit, denen das auszutreiben. Geht allein, besser aber zu zweit. Und unterschiedlichen Geschlechts. Wenn jetzt jemand anruft, merkt, das ist nicht die Stimme, die er erwartet hat und dann panisch auflegt, dann passiert in 99 Prozent der Fälle Folgendes: Er ruft nochmal an. Weil der Fehler nicht auf seiner Seite liegen kann: Verwählt? Ich? Niemals! Eher ist auf dem weiten Weg eine Zahl verloren gegangen. Vielleicht die Eins. Die ist so klein, das kann das mal passieren. Aber er landet doch wieder bei mir. Und darauf freu ich mich. Denn jetzt wird der Hörer bei jedem Klingeln zwischen Person eins und zwei hin und her gereicht. So, dass sie sich abwechselnd melden können mit „Abdeckerei schieß mich tot, Sie sprechen mit Herrn Schröder, was kann ich für sie tun?“ oder mit „Hey mein Kleiner, na wie geht’s dir heut?“ Ich weiß, ich bin schon bissl alt für Telefonscherze, aber es bringt was. Denn meistens halten sies nicht lang aus, und fragen dann entweder, ob sie richtig sind, oder hören immerhin auf immer und immer wieder anzurufen.

Titel: Opfer der Telefonitis
Autor: Charles Bukowski

18 Januar 2010

Giftzwerge

Das Gefängnis der Freiheit


Da treibt es nun mitten auf dem großen eisigen Meer. Es ist kalt, aber die Sonne lacht ihm dennoch ins Gesicht. Es hat sich losgebunden. In einem unbeobachteten Augenblick. Als keiner hingeschaut hat, hat es ganz leise das Tau vom Steg gelöst, damit es sich vom Wasser davon treiben lassen kann. Es wollte nicht wieder vergessen werde, um im Winter festzufrieren und in der Kälte ausharren zu müssen, bis die ersten Tulpen blühen. So schwamm es vorbei an Feldern voller Kornblumen, Wiesen, auf denen Kühe grasten, Städten. Alten Städten, modernen Städten. Viele Dinge hatte es schon gesehen. Jetzt ist Zeit für Neue. Aber nun, wo es schon seit Wochen allein unterwegs ist, hört es ab und an ein leises Pfeifen. Eigentlich war es dem kleinen Boot schon eine Weile klar. Irgendetwas konnte nicht stimmen. Leicht krank hat es sich zeitweise gefühlt. Immer schwerer sind die tobenden Kinder geworden. Immer länger hat es für den Weg über den See gebraucht. Immer matter und dünner ist es geworden. Und nun wird es schlimmer. Da muss ein Loch sein. Ganz winzig nur. So klein etwa, dass am Tag ein Atemzug entfleucht. Wenig für einen Tag, aber genug um auf Dauer die Lebenskraft zu entsaugen. So kommt Panik bei dem kleinen Boot auf. Es fürchtet sich ganz fürchterlich. Es will noch nicht sterben. Es strengt sich an durchzuhalten. So sehr, dass es ganz rot wird und zu schwitzen anfängt. Aber wie das ist, wenn man sich besonders viel Mühe gibt und wild fuchtelnd mit den Armen um sich schlägt: Es kostet nur noch mehr Kraft. Wie viel Zeit noch bleibt, bis es an einem Ufer ankommt und gefunden wird, von jemandem, der es flickt, weiß es nicht. Wär es doch nur da geblieben, hoffend, dass es jemandem auffällt, dass etwas nicht in Ordnung ist.
„Doch“, sagen die Fische, die schon eine Weile unter seinem Schatten geschwommen sind „so wäre das nicht gekommen. Sieh uns doch an. Sind wir nicht schnell genug, werden wir gefangen in Netzen und landen in Aquarien oder auf Tellern. Du bist wie wir. Austauschbar bei Verlust oder Fehlfunktion.“
„Aber es geht euch doch gut in den Aquarien. Sie geben Euch ein zu Hause und essen!“
„Was ist das im Gegensatz zu Freiheit hier draußen?“
„Es stimmt, du kannst ihnen glauben“, krächzte der Kranich, der sich zu einer Pause auf seinem Kopf gesetzt hatte „ich war schon überall. Im Norden und Süden. Osten und Westen. Es ist überall gleich. Sie sperren einen ein und gehen dann mit einem um, wie ihnen gerade der Sinn steht. Deine Gefühle sind egal. Ich denke, sie wissen nicht einmal, dass du welche hast.“
Und schon war er wieder auf dem Flug davon. Auch die Fische waren mittlerweile weitergeschwommen. Irgendwo nach dort unten, zu den Muschelbänken oder dem Seetang. Da nun die Fische und der Kranich schon so viel gesehen haben und die Welt besser kannten als es, wusste es, dass sie recht haben. Auf fremde Hilfe konnte es nicht hoffen. Wenn es, halb kaputt am Ufer stranden würde, wird es niemand aufheben. Man wird es liegen lassen. Bis sich die Kälte durch ihn gefressen hat, es spröde wird und sich in Einzelteile auflöst. Die ein oder andere Schnecke würde vielleicht noch kommen, um sich unter den übrig gebliebenen Fetzen ein Versteck zu suchen. Es wechselt die Richtung. Nicht mehr auf das Ufer, sondern direkt auf das Meer hinaus.

Alternativ, je nach Stimmung, Ende 2:
Da nun die Fische und der Kranich schon so viel gesehen haben und die Welt besser kannten als es, wusste es, dass sie recht haben. Auf fremde Hilfe konnte es nicht hoffen. Nicht auf Menschliche. Es musste sich selber helfen und zuerst die Stelle finden, aus der die Luft entweicht. Im spiegelnden Wasser war die Stelle nach mehrfachen drehen und wenden zu entdecken. Und es war wirklich nur eine ganz kleine Stelle. Auf seiner Brust. Eines der Kinder muss mit einem Stock reingepult haben. Was nun? Als hätte er es gehört, kam der Wind herbeigeeilt. Er pustete kräftig neue Luft in es hinein. Und er hatte ein Geschenk mitgebracht. Ein Blatt von der alten Eiche am Steg. Das legte er ihm auf den Brustkorb, damit nichts erneut aufbrechen konnte. Gemeinsam zogen sie dann aufs Meer hinaus, den Sonnenauf-und untergängen entgegen.

Ja ja, heute hatte ich meinen Kitschigen.

Titel: Das Gefängnis der Freiheit
Autor: Michael Ende
Verlag: PIPER
Preis: € 9,00

11 Januar 2010

Minz und Maunz, die Katzen, erheben ihre Tatzen, sie drohen mit den Pfoten ‚die Mutter hat's verboten!

Bestie Mensch

Es mag ein wenig hart klingen, wenn ich fordere, dass Rentnern den Zutritt zur Innenstadt verwehrt werden sollte. Zumindest solchen, die einen Gehstock bei sich haben. Denn die Erkenntnisse der letzten Tage bringen zum Vorschein, dass es manche von denen faustdick hinter den Ohren haben. Die Einsicht hab ich nicht auf der Straße gewonnen, sonder im warmen Schoß der Arbeit. Man denkt immer, in der Behörde ist es langeilig. Beamte kommen um zehn Uhr und gehen wieder um drei, wobei sie zwischenzeitlich Frühstück, Mittag und Kaffee machen. Hätte ich gern und ist auch manchmal so. Weswegen ich eine Karriere als Büttel der Politik durchaus in Betracht ziehe. Die wichtigsten Sätze hab ich schon drauf. Die da wären: "Das haben wir schon immer so gemacht", "Das haben wir noch nie so gemacht" und "Da könnte ja jeder kommen" Außerdem schreibt man sich hier neckische kleine Post-its zur Aufmunterung des Anderen und bringt sich gegenseitig Kaffee mit, damit man munter und gemütlich bleibt. Aber ganz ungefährlich ist es dennoch nicht. Das muss an dieser Seite mal klar und deutlich gesagt werden. Nur schleichend merkt man das. Wenn man sich mit harmlos wirkenden Himmelslaternen beschäftigt, später mit immer bissiger werdenden Hunden und letzten Endes in der Asservatenkammer landet. Dort verliert man seinen guten Glauben an die Menschen. Den Rest, den man noch hat. Von wegen, alles interfamiliäre Affekttaten. Nix is. Hier finden sich die merkwürdigsten Waffen. Revolver und Schlagstock sind das Geringste. Mehrere Hundert Ninja-Sterne und Schlagringe, damit kann man auch noch rechnen. Aber was mir Angst macht, ist, dass hier selbst gebastelte Kartoffelschießgeräte in verschiedenster Ausführung und Größe zu finden sind. Ebenso Füller, die statt mit Tintenpatronen mit richtigen Patronen gefüllt sind. Handys, bei denen die Angst vor elektromagnetischen Wellen das geringste Übel sind. Während man all die Geräte vom Chef vorgeführt bekommt, möchte man schon die Pflaster aus dem Rucksack holen, um sie im sicher gewahrten Notfall zur Stelle zu haben. Wenn das verstaube Wissen aus dem Erste-Hilfe-Kurs wieder mobilisiert werden muss. Und während ich über die stabile Seitenlage nachgrübel, bin ich aber noch nicht am Ende mit dem kleinen Einmaleins des Verbrecherbestecks. Ich lande bei den Hieb- und Stichwaffen. Und dem Grund, warum ich alten Menschen nicht mehr über den Weg traue- denn was hier auch vertreten ist, sind Gehstöcke, die beim Auseinanderziehen eine 30 cm lange Klinge zum Vorschein bringen. Wie soll man da die Tauben fütternden Omas und Opas noch als friedlich und liebenswert empfinden? Ich fass hier nichts mehr an. Und geh rückwärts wieder raus.

Titel: Bestie Mensch
Autor: Thomas Müller
Verlag: rororo
Preis: € 8,90