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19 Juli 2008

"Wächter des Kreuzes"

Seit gut einem Jahr haben wir nun also neue Nachbarn. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Im nun neuen, renovierten aber ehemaligen theologischen Studentenwohnheim. Seit einem Jahr klingeln nun auch regelmäßig die bibeltreuen Christen bei uns, um mit uns darüber zu diskutieren, warum sich denn immer weniger junge Menschen Gott zu wenden. Mag ich gar nicht glauben, wenn ich mir grad Sydney anschaue, wo der Papst wie ein Popstar mit Vorband angekündigt wird. Nun ja… unsere Nachbarn: man stelle sich ein Riesenhaus vor, mit Fenstern so groß wie Fußballfelder ohne Gardinen. Der Tagesablauf ist also sowieso schon von jedem wahrnehmbar. Aber der gestrige Abend hat’s auf die Spitze getrieben. Nicht das der Kleintransporter der sich durch die überparkte Straße zwängte schon komisch anmuten ließ was hier passieren mag- nein, stutzig wurde man erst, als sich die geschätzten 25 Personen, die geladen waren, daran machten von eben diesem zwei 8- Meter- Tannen zu laden um sie jeweils rechts und links neben dem Eingangstor aufzustellen und anzubinden. Keine Gardinen und kein Zaun und dann das. Warum? Je später der Abend, desto besser die Stimmung in Nachbars Garten. Ein Lagerfeuer wird gezündet, der Knüppelteig verzehrt. Alle stellen sich Hand in Hand im Kreis ums Lagerfeuer. Es ist faszinierend. Man möchte Campingstuhl und Wein schnappen um sich auf den Bürgersteig zu setzen, damit man nichts verpasst. Zu offensichtlich? Wohl…dennoch, die Unterhaltung folgt: sie fangen an zu singen. Aber sie wären nicht unsere Nachbarn, wenn sie einfach nur singen würden. Nein, es geht im Kanon! Dreistimmig! In Sopran! Mein persönliches Highlight: 23:08 Uhr. Ich hab noch nie, nie, nie „Lollipop, Lollipop“ dreistimmig und in Sopran gehört. Ob die meine Wunschliste annehmen würden? So absurd das Ganze ist- man kann nicht aufhören hinzuschauen. Wie bei einem Unfall. Gegen 23: 30 Uhr fängt es in Strömen an zu regnen und alles verzieht sich nach drinnen zur Discokugel. Ein Summen verrät mir, dass sie dennoch weiter singen. Aber ich kann endlich schlafen. Vielleicht gibt es ja doch einen Gott. Fragt sich nur, auf wessen Seite er steht…


Titel: Wächter des Kreuzes

Autor: Matilde Asensi

Verlag: dtv

Preis: € 14, 50

1 Kommentare:

Franzi.Ska! hat gesagt…

Liebe Franzi, das Foto und dazu der Text: herrlich! Wunderschöner, lustiger Beitrag!!! Hättest dus doch mal gefilmt, eine riesige youtube Gemeinde wäre dir und deinen Nachbarn dankbar gewesen. Vielleicht sitzt da jetzt jemand in Appenzell, Boston oder Shanghai und wartet genau auf so eine Aufnahme?? *gg* Was ist jetzt eigentlich mit den Tannen? Haben sie die wieder migenommen? Viellicht ist das ja ihr Maskottchen und je nach dem wo sie singen, stellen sie die Tannen auf :-)))
Ich habe mein Wochenende übrigens auf meinem blog (endlich mal wieder) zusammen gefasst. Freu mich auf deinen virtuellen Besuch *g* Ich drück dich, Franzi
P.S.: Habe deinen Fußball-Top-Ten noch etwas hinzu gefügt. Das musst du im Chaos der Qual der Wahl übersehen haben *g*!

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