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07 Januar 2014

Scherbenpark



Meine Hand steckt im Klo. Dabei handelt es sich um keine Bildsprache. Sondern um Realität. Knallharte, eiskalte, ekelhafte Realität. Da mein Schlüssel in einem Anfall selbstmörderischer Abenteuerlust in den Spülungsstrudel gesprungen ist, musste meine Hand hinterher. Ich weiß nicht, wie ich sonst dem Hausmeister den Verlust meines Büroschlüssels erklärt hätte. „Verzeihung, aber ich habe leider meinen Schlüssel verloren.“ „Na dann hoffe ich, dass Sie eine gute Versicherung haben, da wir jetzt alle Schlösser austauschen müssen.“ „Nee Meister, kein Problem. Ich weiß wo der Schlüssel abgeblieben ist. Solange da keiner in der Klärgrube nach versunkenen Schätzen sucht sind wir auf der sicheren Seite.“ Klingt unglaubwürdig. Befremdlich. Total bescheuert. Und doch, so passend zum heutigen Tag des Tomatenmarks an der weißen Tapete. Die enthusiastischen Produktdesigner die diese bezaubernden Quetschverpackungen gestaltet haben, in denen immer ein halbe Packung Rest verbleibt, wenn man nicht mit aller Gewalt dran rum werkelt, können demnächst mal zu mir kommen und eine Tomatenmarkanalsye an meiner Wand vornehmen und dabei rausfinden in welchem Winkel ich mit meiner Gabel artistische Kunsttücke an der Tube vollbracht habe und ob es sich dabei eher um eine Beziehungstat oder eine Kochattacke im Affekt gehandelt hat. Überleg ich mir, während sich mein Ärmel mit Abwasser vollsaugt und meine Nägel langsam weich werden, beim Versuch den Schlüssel am Schlüsselring aus der Suppe zu ziehen. Hätte ich mir die Nägel mal einen Tag später geschnitten, auch wenn ich dann, dank eines Kurkumaunfalles, einen Tag länger wie die Frau vom Marlboromann rumgelaufen wäre. Dann wären sie mir aber vielleicht auch noch beim Versuch den kaputten Computer aufzuschrauben und seine Miniminiminischrauben rauszufriemeln von Nützen gewesen. Aber alles Bedauern nützt nichts. Ist sowieso schon beschäftigt und verbringt seine Zeit mit der verflossenen Festplatte voller ungesicherter Schätze und der dahin geschiedenen DVB-T-Antenne, die heute zumindest noch etwas Trost hätte spenden können. Da will ich jetzt nicht noch mit meinen Nägeln kommen. Wie sähe das denn aus. Außerdem habe ich noch eine Mandarine, die auf meinem Tisch wartet und wegen der mich meine Kollegen haben sitzen lassen. Immerhin reiche die ja aus für ein festliches Mittagsmahl. Recht haben sie, denke ich trotzig, und verschwende sämtliche Papierhandtücher damit, meinen schließlich doch noch geangelten Schlüssel trocken zu rubbeln und meinen Ärmel darin einzuwickeln, in der Hoffnung, dass es niemand merkt, dass ich trottelig genug war, meinen Schlüssel hier zu versenken. 

Der Titel ist gemopst bei Alina Bronsky

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