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05 Oktober 2009

Blutige Spuren

Schlimm stehts um uns. Kaum wer liest noch. Bücher verenden qualvoll in Bibliotheken. Zeitschriften verkaufen sich nur noch an eine Generation, die begeistert ist, wenn sie weiß, mit wem Florian Silbereisen am letzen Wochenende auf der Alm war. Nicht einmal mehr die früher so beliebte „Praline“ glänzt mit Absatzzahlen. Zeitungen kämpfen ums Überleben. Man liest (oder hört?) es überall. Bestätigen kann ich das. Ich muss es ja wohl irgendwie. Wie sonst erklär ich es der Familie, dass ich für schlappe 1,08 € zu haben bin. Und mich für den Witzbetrag auch noch beschneiden lasse. Ganz klar- ich will die Welt retten! Oder, wenn das schon unmöglich erscheint, dann zumindestens die Zeit. Deswegen bin ich großzügig. Und ich lass mir Herstellerkosten, Kreativität, jede Stunde Arbeit und jeden Gedanken über die perfekte Symmetrie, Bildaufbau, Linienführung, jeden Funken Herz der drin steckt mit der Ehre bezahlen, nun auch verlinkt im Internet zu sein. Zumindest meine Füße. Denn die sind vom gesamten Werk noch zu sehen. Dezent verkrüppelt bin ich nun. Kein schickes Kleeblatt mehr, nur die schlecht geschnittenen Zehennägel. Blamabel. Sowas kommt davon, wenn man aus dem Ekel vor Füßen heraus jede beschuhte und unbeschuhte Ferse in Bild festhält, um endlich auch mal die schöne Seite am tragendsten Körperteil ins rechte Licht zu rücken. Er wird glatt wieder völlig gehaltlos reduziert. Vielleicht soll es einfach so sein. Also Leute, wenn ich schon missgestaltet für jeden sichtbar dargestellt werde, dann macht euch wenigstens die Mühe und lest! Damit sich das Opfer gelohnt hat.

http://www.zeit.de/2009/41/Psychotherapie

Titel: Blutige Spuren
Autor: Claire Rayner
Verlag:Bastei Lübbe
Preis: € 0,01


1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Unverschämtheit, dass die dich beschneiden. Aber wenigstens ist ein schöner Text draus geworden. Ach ja, das mein ZEIT Online ein Foto verkauft kann auch nicht jeder von sich behaupten. Also: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

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