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16 Februar 2011

Diktate über Sterben und Tod


Am Telefon. Ein Anruf beim Arzt. Damit hab ich heut zwei Dinge überwunden, an die ich grundsätzlich nicht glaube. Erstens: das Telefon. Zweitens: Ärzte. Und dieses Gespräch, welches in jeder Hinsicht der Wahrheit entspricht und wirklich so abgelaufen ist, zeigt, dass ich recht habe und man Ärzten inklusive deren Vorzimmerdamen nicht über den Weg trauen kann.
Ich: „Hallo, ich ruf an, weil ich fragen wollte, ob bei Ihnen noch ein Termin frei ist!?“
Sie: „Wer sind Sie denn?“
Ich stelle mich vor und füge hinzu „….ich war schon Patientin bei Ihnen. Vielleicht bin ich ja noch in ihrer Kartei?“
Sie: „Wann waren sie denn hier Patientin?“
Ich: „Is schon ne Weile her … vielleicht sechs Jahre.“
Sie: „Und was bitte haben sie in der Zwischenzeit gemacht?“ Ehrlich gesagt nervt mich das ein bisschen. Ich könnte antworten: Ich war einfach nicht krank oder, und was bitte geht sie das an?, aber ich halte mich zurück.
Ich: „Ich hab studiert!“ Gut war nicht die beste Antwort, also häng ich dran „In einer anderen Stadt. Weit weg! Ganz weit weg. Richtig weit.“
Sie, die Alte: „Aha.“ Und nur aha. Dabei bleibt es vorerst und es entsteht eine Pause, die mir anscheinend verdeutlichen soll, dass sie mir das nicht glaubt, dass sie eher denkt, ich wär in der Zwischenzeit aus reiner Böswilligkeit fremdgegangen.
Sie, die Alte dann weiter: „Hab sie auf jeden Fall gefunden. Gut dann kann ich Ihnen ja nen Termin geben!“
Ich: „Das ist schön!“
Sie, die Alte: „Okay, wir hätten da was in zwei Monaten!“
Ich: „Okay, aber ich hab Schmerzen und würd gern eher kommen!“
Sie, die Alte: „Entschuldigen sie mal, aber sie waren seit sechs Jahren nicht hier!“
Ich: „Ja, aber als ich da Patientin war, wurde man wegen seiner Schmerzen behandelt!“ Braucht man heute Treuemarken? Treuemarken für den Arzt, das wärs ja noch. Ab der zehnten Grippeimpfung gibt’s eine gratis, oder was?
Sie, die alte Kuh: „Ja, also wir haben sicher noch frühere Termine frei, aber die sind nur für unsere richtigen Patienten!“
Das meint die ernst. Die hat das wirklich gesagt. Ich bin kein richtiger Patient? Bitte? Was denn dann? Ein Falscher? Ein Halber? Was bitte bin ich?
Ich: „Aber ich habe wirklich Schmerzen. Das sind keine Blähungen! Das tut richtig weh!"
Sie, die alte Kuh: „Ja also ich kann ihnen in dem Fall frühestens was in drei Wochen anbieten!“
Ich: „Und, was mach ich bitte bis dahin? Aushalten oder was? Jetzt mal im Ernst, ich hab das Gefühl ich sterbe!“
Sie, die doofe, alte Kuh: „Naja, wenn die Schmerzen bis dahin von allein verschwunden sein sollten, können sie den Termin ja dann immer noch kurzfristig absagen.“
Das muss der Moment gewesen sein, in dem ich umgefallen bin. Sicher, weil mir eine Ader im Kopf geplatzt ist. Die hatte schon die ganze Zeit auf der Stirn gezuckt wie ein Fisch, der aus dem Wasser gezerrt wurde.

Titel geborgt bei: Peter Noll

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