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03 Januar 2009

"Sonnenkreis"

Ich weiß nicht, was mir meine Funkuhr sagen will, wenn sie zehn Minuten vor null Uhr am Silvesterabend stehen bleibt und man sich so entweder am Fernsehprogramm oder am Raketenfeuerwerk orientieren muss um mitzubekommen, wann das neue Jahr angefangen hat. Da ich mich strikt geweigert habe den Fernseher laufen zu lassen, haben wir auf die zweite Alternative zurückgegriffen und uns so erst um viertel nach zwölf ein gesundes neues Jahr wünschen können, nachdem die Kamera schon fleißig gearbeitet hatte. Also so hat das Jahr auch gegen den Willen der Küchenuhr angefangen. Aber es ist auch im Jahr 09 alles so spektakulär, wie 08 aufgehört hat – nur um einige Grade kälter. Denn während ich noch vor zwei Wochen bei einer Temperatur um die null Grad im Oberhofer Schnee rodeln war, halten mich die 20 Grad unter Null nun hauptsächlich zu Haus. Geht es doch vor die Tür, sind die Menschen noch genauso lustig, wie letztes Jahr. Denn da steht man im Müller in der Spielzeugwarenabteilung und fragt die Verkäuferin, die gerade die neuen Faschingsmasken ausräumt, ob es denn hier auch Schleudern gibt, und bekommt zur Antwort: „Schleudern? Nee, also Waschmaschinen haben wir hier nicht!“ Und schon hab ich wieder was gelernt. Ich hätte die Frau nicht so aufs Glatteis der Doppeldeutigkeiten führen dürfen und wie Wikipedia mich jetzt aufgeklärt hat, heißt der gesuchte Gegenstand auch Zwille.

Genauso tollpatschig hingegen ist man selbst geblieben. Denn man muss schon einiges

können, um zu Hause festzustellen, dass man soeben zwei linke Schuhe gekauft hat anstatt des gedachten Paares. Da wird sich die Verkäuferin beim nächsten Umtauschgesuch wohl freuen, dass die Menschen noch immer lustig sind.

Die Welt dreht sich also auch in diesem Jahr genauso weiter – wenn auch nicht für meine Uhr, dann wenigstens für uns.


Titel: Der Sonnenkreis

Autor: Jörg Kastner

Verlag: Knaur

Preis: € 8, 95

1 Kommentare:

Der Kunzler hat gesagt…

Ohh wie schön geschrieben. Das ist mal was erfrischendes zwischen all meiner sonstigen trockenen Literatur.
Ach ja, ein gesundes neues Jahr mit noch viel mehr skurril-lustig-tragisch-komischen Erlebnissen.
P.S.: Hätte dann noch eine kleinigkeit für dich, wo du doch Überraschungen so magst... *hihi*

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