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18 Januar 2009

"Die Unsterbliche"

Nicht enden wollende Angst. Oder auch Panik. Was überwiegt, oder ob ich überhaupt einen Unterschied zwischen beiden machen kann oder ob nicht doch beides ein unentwirrbares Knäuel zwischen den Schweißdrüsen ist, weiß ich gar nicht. Sie ist (sind?) jedenfalls da. Nachdem man im August die präzise Ankündigung gelesen hat, dass man Mitte Januar mit den Prüfungsergebnissen rechnen kann, sitzt man mit dem Kalender in der Hand ab dem 10. Januar am Fenster und spürt das Herz bei jedem vorbeifahrenden gelben Auto für einen Moment aussetzen. Bleibt dann eines mit Horn auf der Fahrerseite stehen, hofft man inständig, in den nächsten zwei Minuten kein Klingeln zu hören. Aus Kostengründen versendet das Ministerium ja nur die nicht bestandenen Ergebnisse per Übergabeeinschreiben an die Prüflinge. Und nachdem schon der Vermieter geklingelt hat, da er gerne einen Maler vorbeischicken würde, da aufgrund eingefrorener Heizungsrohre Eis am Fenster entstanden ist, was wiederum beim Aufwärmen geschmolzen ist und von der Tapete aufgesaugt wurde, die nun schwarz, lustlos und deprimierend von der Wand hängt, und kurz darauf der DPD (na wer weiß noch, wofür die Abkürzung steht?) das Paket der Oma vorbeigebracht hat, schwört man sich jedem, aber auch wirklich jedem, der es wagt in der Woche noch etwas per Einschreiben zu schicken, ohne Rücksicht auf Verluste und Verwandtschaftsgrade die aufblasbare Marianne in nicht neutraler Verpackung aus Russland zu schicken um zu zeigen, wie unangenehm das Klingeln des Postmanns sein kann.

Während der Bote aber jeden Tag aufs Neue am Briefkasten vorbeigeht ohne mir meine Ergebnisse dazulassen, frage ich mich, warum der Körper eigentlich solche Gefühle wie die Panik kennt. Ich lass mich vom Internet aufklären. Gut für Gefahrensituationen soll es sein, damit man schneller reagiert. Ist also Steinzeitmensch A vor 4000 Jahren im Wald spazieren gegangen und dann Steinzeitsäbelzahntiger B plötzlich aus dem Gebüsch gesprungen und hat laut „Buh!!“ gerufen hat Panik geholfen schneller wegzulaufen. Komisch. Bei meinen Vorfahren muss im Laufe der Evolution was schief gegangen sein. Einer von denen muss eine große Vorliebe für Kaninchen gehabt haben, denn ich würde wohl eher von plötzlichen Magenkrämpfen überrascht und periodischer Diarrhöe geplagt vorm Steinzeitsäbelzahntiger, der Schlange oder eben dem Postboten zusammenbrechen anstatt wegzulaufen. (Dabei fällt mir ein, dass es für alles eine DIN- Norm gibt – selbst für die Abflussrohre unserer Toiletten, damit die Durchschnittsausscheidung durchpasst. Ist die Welt nicht witzig?) Ist also nicht alles klug, was sich der Körper so ausgedacht hat. Fünf Tage und fünf Kilo später ist der Brief da. Ganz ohne Klingeln. Ist ein gutes Zeichen. Bestanden also der erste Teil. Der zweite folgt zugleich. Mündliche Prüfung in drei Wochen. Gegen ein horrendes Entgelt werden die Protokolle des Prüfers geholt und kopiert. Sätze wie: „Dr. Burner* liest während des Prüfungsgesprächs die Akte des Prüflings und ist dadurch abgelenkt.“ Oder „Dr. Burner stellt eine Frage auf die keiner der fünf Prüflinge eine Antwort erahnen kann, weshalb er selbst zu einem Monolog ansetzt und dann allen Prüflingen die Note ungenügend erteilt.“ helfen dem Magen nicht, sich unter Kontrolle zu halten. Gott sei Dank ist der nicht mein Prüfer, sondern der von dem Mädel das nun völlig eingeschüchtert am Kopierer neben mir steht.


* Der Name wurde aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen geändert.


Titel: Die Unsterbliche

Autor: Kai Meyer

Verlag: Heyne

Preis: € 8,95


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Süße ich gratuliere!!!!!!!!!!!!! Bin mega stolz auf dich!!!!!! Hoffe bald wieder von dir zu hören, werde am zweiten Februarwochenenede in EF sein. Wann genau ist deine Prüfung???
Drück dich und super!!
Deine Franzi

Der Kunzler hat gesagt…

Na prima, du machst mir ja Hoffnungen und ich dachte mit dem Schreiben der sechs Klausuren ist der Stress vorbei.
Naja aber immerhin hast du statt dem Dr. Burner "The Voice". Da muss man nur aufpassen, ihn nicht zu verbessern wenn er wieder "die GesellCHAft" sagt...
Liebe Grüße, alles Gute und was sonst noch so dazu gehört... ;-)

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