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13 Juni 2010

Gelée Royale


Meine Güte, was können die spucken. Also nicht nur unheimlich oft sondern auch richtig gut. Soweit man beim Spucken von gut sprechen kann. Ich mein, bei mir sieht das ja immer recht doof aus, wenn ich beim Rad fahren die Mücken in die Gusche bekomme. Dann muss ich mich tierisch konzentrieren, dass ich schön weiter gerade ausfahre, ohne mich lang zu legen. Und dann ganz multitaskinglike (ich habe soeben ein Wort geschöpft!) aufpassen, dass ich mir den Schnodder nicht übers Kinn aufs T-Shirt sabbel. Aber die, die können das richtig. Schön sauber gezielt und dann mit Schmackes raus damit. Schon immer noch eklig, das stimmt. Dennoch.
Warum ich mich heut mit Spucke auseinandersetze? Ich weiß es selbst nicht so genau, aber die letzen Zoobesuche sagen mir, ich sollte es mal. Denn es gibt verdammt viele Tiere, die einen anrotzen, wenn man ihnen zu Nahe kommt. Ich hab ne Weile versucht mir einzureden, das könnte ein Zeichen von Zuneigung sein. Aber nach Pferd, Esel, Ziege und Lama googel ich dann doch mal. Ich geb „spucken“ ein, weil ich nicht weiß, wonach ich sonst suchen soll, und muss mich erstmal an über 100 Seiten mit dem Titel „spucken oder schlucken“ vorbeiscrollen, bis ich zur Lösung komme. Nichts mit Zuneigung. Das is alles ganz anders. Verteidigungsverhalten. Natürlich, was auch sonst. Das Lama, was da letztens gut schnorrend erstmal hochgezogen hat, nachdem ich ihm zu lange mit der Kamera im Gesicht hing, um eine schöne Portaitaufnahme hinzubekommen, hat eher versucht mir das Augenlicht zu nehmen. Das ist nämlich nicht nur schnöder Speichel, sondern auch feiner ätzender Magensaft. Super. Ich dachte immer, ich muss mich nur vor dem Speichel der Speikobras in acht nehmen. 2,5 Meter und das geht dennoch gezielt ins Auge. Die müssen doch ne Macke haben. Gut. Vergessen wir den Stachel der Skorpione, die Analdrüsen der Stinkdachse und sogar das niedliche kleine Schnabeltier, das während der Paarungszeit nen Giftsporn am Hintern hat: Das wirklich Gefährliche ist also der tierische Geifer. Und nicht nur in der Tierwelt kann der zum Tod führen. Auch unter uns Menschen. Ja. Da guckt ihr. Einer Theorie zu Folge soll Walter von der Vogelweide hingerichtet worden sein, weil er dem Königssohn nicht in Gesicht gespuckt hat, um ihn seine Unterwürfigkeit zu demonstrieren. Die Menschen waren schon immer irre. Jedenfalls wurde immer ein Grund fürs Töten gefunden. Naja, ich will jetzt mal niemandem in die Suppe spucken, sondern lieber große Töne: Ich werd die Liebe der Tiere noch gewinnen und die nächsten Bilder auch ohne Gefahr für Leib und Leben auf die Speicherkarte katapultieren.

Titel: Gelée Royale aus "Küsschen, Küsschen"
Autor: Roald Dahl
Verlag: rororo
Preis: € 5,00

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