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27 Dezember 2009

Der Ekel

Laut christlicher Mythologie haben wir jetzt den 2010ten Geburtstag von Jesus Christus gefeiert. Meine Mama würde sich hingegen mehr freuen, wenn sie den ersten Geburtstag eines Enkels feiern könnte. Dem Vorhaben wird aber für die nächsten zehn Jahre erstmal ein Riegel vorgeschoben. Ich bin, was das Vorhaben angeht vorgeschädigt. Im zarten Alter von zwölf Jahren schon musste ich mir die Geburt meines Cousins anschauen. Nicht, dass ich dabei war. Aber mein Onkel hat in morbider Voraussicht alles auf Video aufgenommen. Damit ich lerne, dass das was ganz Natürliches ist. Nicht so schlimm wie die Geburt einer Kuh, würde meine Oma jetzt sagen, aber eben natürlich. Ich weiß nicht. Ich hab seitdem Angst vor Frauen mit Kugelbäuchen. Und Dirk Bach. Die letzten 13 Jahre hab ich mit Aufarbeitung verbracht. Die ersten kleinen Kinder im Freundeskreis haben geholfen. Nun aber: ein Rückschritt. Und was für einer. Dank den Gesprächen unter Frauen und unter dem Tannenbaum. Denn die stärken den Wunsch statt Wundcreme und Wickeltisch einen Hund zu kaufen und den im Strampler durch die Stadt zu tragen. Und sie schüren die Angst vor Wochenbettdepressionen und dem Anliegen, das Schreikind aus dem Fenster zu hauen, um es dann im Balkonkasten zu verbuddeln. Sie führen zu unkontrollierten Schweißausbrüchen, wenn man Geschichten von Sitzbädern, Einläufen und Kneifzangen lauscht. Ebenso bei der Vorstellung, für mich würde der Arzt von einer Geburtstagsfeier geholt, der dann, um nicht blutüberströmt wieder dorthin zu fahren, erstmal seinen Binder abnimmt. Ich möchte nicht vor Schmerzen in Ohnmacht fallen. Es ist einfach zu gruselig! Und das nur, um dann einen Nacktmull in einer Größe von ca. 50 cm in der Hand zu halten, mit der man sie die nächsten 18 Jahre durchzufüttern muss. Versteht mich nicht falsch- ich möchte schon irgendwann mal Kinder. Ich muss welche bekommen, denn die Namen stehen ja schon fest. Aber ich finde dennoch, dass es etwas geben müsste, womit der Schmerz, die verschobenen Hüften und die aufgedunsenen Füße wieder gut gemacht werden. Ich meine, Frauen haben es so schon nicht leicht. Auch in der Tierwelt. Nehmen wir zum Beispiel Schnecken. Der Klugscheißer sagt jetzt: Die sind aber doch Zwitter! Stimmt, aber damit ist das Problem nicht aus der Welt! Soll es nun zu einem Geschlechtsakt zwischen zwei Schnecken kommen, so haben diese ein Vorspiel der etwas anderen Art. Denn beide kämpfen nun erstmal darum, wer die Rolle des Männchens spielen darf. Wer dem anderen zuerst den Penis abgebissen hat, der hat gewonnen.
Gehen wir etwas in der Geschichte zurück, landen wir nach Lilith bei Eva. Während Lilith aufgrund ihres Freiheitsdranges dazu verurteilt wurde lebenslänglich tote Kinder zu gebären, ist Eva schuld an unser aller Sterblichkeit. Und obwohl das nun schon ein paar Jährchen her ist, wurde das von den Männern, die sonst jeden Geburtstag verschwitzen, nicht vergessen. Besonders übel nehmen dies die Mönche des Klosters Mar Saba, eines christlichen Bollwerks in der judäischen Wüste. Denn hier ist nicht nur Frauen der Zutritt schlichtweg verboten, sondern auch Äpfel oder sonstige Symbole, die im Zusammenhang mit Frauen stehen, müssen hier draußen bleiben.
Daneben müssen Frauen auch beim Schuhe kaufen leiden. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Zumindest in Cleveland. Denn was viele Männer ihren Frauen hierzulande gerne verbieten würde: Cleveland hat‘s getan. Dort dürfen Frauen keine Lackschuhe tragen. Ist gesetzlich verboten. Warum? Weil sich ihre Unterwäsche drin spiegeln könnte. Tja meine Herren…ich würd‘ mir das nochmal überlegen und beim nächsten Deichmann erstmal Ruhe bewahren. Schlecht geht es den Frauen auch in Neu Dehli. Denn in unseren Landen gehört es zum guten Ton, monogam zu sein. Hat man sich für DEN MENSCHEN entschieden, dann hat man ihn an der Backe. Es sei denn, man wohnt eben in Neu Delhi. Denn dort herrscht Frauenmangel, was zu einer grandiosen Idee führte. Frauen werden einfach verliehen. Für den Haushalt, aber auch für sexuelle Dienste. Die Männer erhöhen somit ihr Einkommen um das Siebenfache. Mangelnde Nachfrage gibt es nicht. Die Frauen müssen dann nicht nur die Kinder eines Mannes auf die Welt bringen, sondern gern auch die Kinder von zwei bis fünf anderen Männern. An Dank ist nicht zu denken. Und diesen menschenunwürdigen Akt der Geburt mit nicht mehr zu entlohnen als einem Gen, dass einen die Schmerzen innerhalb von Sekunden vergessen lässt, das reicht mir nicht. Nicht ansatzweise!

Titel: Der Ekel
Autor: Jean-Paul Sartre
Verlag: rororo
Preis: € 9,95

2 Kommentare:

Der Kunzler hat gesagt…

"Schlecht geht es den Frauen auch in Neu Dehli." Ich weiß nicht ob man das so pauschal sagen kann. die ein oder andere wird sich vll freuen, sich um mehrere Männer kümmern zu dürfen. Die Strategie klappt im übrigen auch bei einign afrikanischen Stämmen, wo mehrere Männer sich eine Frau teilen, ganz harmonisch und in aller Eintracht. Mancher Europäer wird da staunen... *g*

seleneos hat gesagt…

Also ich weiß nich so recht....ich kenn das mit den Stämmen nur anders herum, sprich: Ein Mann, ein Harem. Und das es den Frauen nur gut ging, weil ganz gut versorgt und auch mal vom Mann in Ruhe gelassen. Hm. Aber ich bin bereit dazu zu lernen.
Ich möchts dennoch nich. Keins von beidem.

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